Forts. d. Verhandlungen unter Mitwirkung v. Bethmann Hollwegs u. ihr Scheitern 385
über kurz oder lang seine Beendigung begehren
möchte.
Der Prinz äußerte sich über die Lage dahin, daß nach seiner Ansicht
das einzig Bedenkliche an der Sache der Verlust an Menschen sei, und
daß alle Entschlossenheit auf englischer wie auf
amerikanischer Seite, den Krieg ad infkinitum fort-
zusetzen, es nicht verhindern könne, daß Frankreich
sich eines Tages ohne Menschen sähe.
4.
Bereits am 25. April hatte Prinz Sixtus in der Schweiz wieder eine
Unterredung mit dem Grafen Erdödy, unterrichtete ihn über den Stand
der Dinge und ließ den Kaiser dringend bitten, unter Entgegenkommen
gegen Italien Frieden zu schließen. Graf Erdödy übermittelte dem Kaiser
die Ansichten des Prinzen. Nach der Schweiz zurückgekehrt, teilte er dem
Prinzen mit, der Kaiser sei bereit, mit der Entente einen Sonderfrieden
zu schließen. Da die Bemühungen in Homburg am 3. April keinen Erfolg
gehabt hätten, müsse er — der Kaiser — von jetzt ab das Schicksal Öster-
reich-Ungarns von dem Deutschlands trennen. In bezug auf Jtalien sei
man in Wien ruhig, ein Abgesandter dieses Landes habe vor drei Wochen
der Monarchie Frieden angeboten und nur den italienischen Teil des Tren-
tino verlangt. Allerdings ginge dies nicht von Sonnino, sondern vom
Hauptquartier aus. Graf Erdödy gab dem Prinzen eine Erklärung, in der
es U. a. heißt:
„Der Kaiser ist zur Fortführung der Verhandlungen zur Erreichung
des Friedens entschlossen. Er ist zu einem Separatfrieden mit der Entente
bereit, wünscht aber, nicht zu einem tatsächlichen Verrat gegenüber Deutsch-
land gezwungen zu werden.
Vor etwa drei Wochen schlug Italien dem Kaiser den Frieden vor.
Jetzt versucht es durch Vermittlung Englands mehr zu erhalten; das kann
nicht sein.“
Prinz Sixtus stellte sich auf den Standpunkt, daß der Kaiser das An-
gebot Italiens sofort annehmen solle.
Am 8. und 9. Mai weilte der Prinz wieder in Wien. Der Kaiser
empfing ihn, wiederum in Gegenwart des Grafen Czernin. Er weigerte
sich, mit Italien unmittelbar zu verhandeln. Frankreich und England
sollten vermitteln und ihm für das italienische Trentino eine Entschädigung
(es scheint, daß Osterreich an Rumänien gedacht hat) erwirken.
Den Niederschlag der Besprechungen bilden folgende Dokumente:
Urkunden der Obersten Heeresleitung 1916—1918. 25