Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

410 XVIII. Zur Kanzlerkrise und Friedensresolution Juli 1917 
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hindert hat, daß Abgeordnete zu Hindenburg und Ludendorff kommen 
konnten. (Gibt seine Ansicht an, wie er dazu kommt, zu glauben, daß der 
Reichskanzler es verhindert hat.) Auch alles Entgegenkommen der Krone 
kann jetzt nichts helfen, wenn er bleibt. Es muß ein neuer Mann kommen, 
der dann die nötigen Reformen durchführen muß. Daß es schlechter wird 
unter einem neuen Kanzler, ist ausgeschlossen. 
Für die Osterbotschaft wird der Krone nicht gedankt, weil sie unent- 
schieden war. Damals konnte man Pluralwahlrecht geben und damit alles 
befriedigen, jetzt sind die Forderungen gewachsen. 
Der Reichskanzler verpaßt jede Konjunktur und verhindert dadurch den 
Friedensschluß. Er kann auch mit Amerika keinen Frieden schließen, höch- 
stens 1921, nach Wilsons Fortgang. 
Der Reichskanzler muß weg, er ist ein Hindernis des Friedens, er 
verpaßt alles, und es wird nicht besser, sondern schlimmer. 
Erzberger äußert sich dann über die Gründe seines Vorstoßes betr. 
der U.Boote. Die Regierung hätte versprochen, in 5 Monaten hätten die 
U--Boote gewirkt. Das hat sich als falsch erwiesen. Der Krieg dauert an, 
und so muß das Volk sich umlernen. Das ist schwer. Und um das einzu- 
leiten, schnitt Erzberger die Sache an. Wieder wich die Regierung aus. 
Sie hätte sagen sollen, daß sie sich geirrt habe. Statt dessen gab sie neue 
Zahlen und wich wieder aus. So geht im Volk alles Vertrauen zu Regie- 
rungsangaben verloren. 
Hinsichtlich Osterreichs Widerspruch gegen Bethmanns Weggang hält 
Erzberger alles für bestellte Arbeit. Er kennt die kaiserliche Familie und 
die Minister. Seiner Ansicht nach ist jeder Friedenskanzler willkommen. 
Aber außerdem hat Österreich kein Recht, sich da einzumischen. Deutschland 
ist ja dann im politischen Sklavenverhältnis. Er hätte bis dahin geglaubt, 
wir wären die Führer. Also der Einwand betr. Österreichs ist nicht halt- 
bar. Unser Kurs darf nicht vom Ausland abhängig werden. 
6. Dr. David. Die Fraktion ist nicht auf den Kanzlerwechsel aus- 
gegangen. Sie wollte die preußische Wahlrechtsfrage im Reichslag an- 
schneiden und wollte die Einheitlichkeit des Volkes über die Kriegsziele her- 
beiführen, damit die Entente sieht, was wir eigentlich wollen, und unser 
Volk ruhig wird. Dazu wollte die Fraktion klare Friedenskundgebungen 
im Reichstag erzielen. 
So steht's auch noch jetzt; wenn der Kanzler auf den Boden dieses Pro- 
gramms tritt, so haben wir keinen Grund, den Kanzlerwechsel zu furdern. 
Aber in der Person des Kanzlers liegen Schwierigkeiten zur Anbahnung 
zum Frieden, einmal weil an Erklärungen von ihm zu viel gedeutet werden 
konnte. David propagiert dann den Verständigungsfrieden. Die jetzige
	        
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