Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

34 I. Friedensarbeit für die Verstärkung der deutschen Wehrkraft 
  
Nach diesen Zahlen vermag ich die Hoffnung nicht zu teilen, daß wir 
Frankreich in gegebener Zeit einholen. 
Bei der Besprechung wurde als wesentlichste Tatsache gegen die Durch- 
führbarkeit meines Programms angegeben, daß die G. J. d. M. V. die 
Aufstellung der erforderlichen Zahl von Flugzeugführern und Beobachtern 
nicht bewirken könne. Ich vermag diese Ansicht nicht zu teilen. Die zur 
Zeit gewonnene Entwicklung unserer Fliegertruppe bildet eine ganz andere 
Basis für die Ausbildung, als wir sie vor Jahresfrist hatten. Wenn die 
Ausbildung unserer Flugzeugführer unter möglichster Ausnutzung unserer 
Militärfliegerstationen, bei zwei statt einer Fliegerschule (Halberstadt), und 
trotz aller Bedenken auch fernerhin bei den Flugzeugfabriken unter hin- 
reichender militärischer Aufsicht erfolgt, so kann ich nicht daran zweifeln, 
daß wir das Gleiche, wie Frankreich, erreichen werden. 
Ich verkenne nicht die Schwierigkeiten, die durch den Mangel an 
Offizieren bei der Infanterie bestehen. Ich behalte mir vor, auf diesen 
Mangel noch besonders zurückzukommen. Hier kann ich nur die Bitte 
aussprechen, die Offiziere möglichst auch aus anderen Waffen zu nehmen 
und die Ausbildung von Unteroffizieren und Mannschaften, trotz aller an- 
fänglichen Mißerfolge, in entscheidender Weise zu fördern. In Bayern 
sollen günstige Ergebnisse darin vorliegen. Bei den diesjährigen großen 
französischen Manövern waren fast 25 v. H. der Flugzeugführer in den 
Escadrilles Unteroffiziere bzw. Mannschaften. Über geringe Leistungen 
dieser Führer sind anscheinend Klagen nicht laut geworden. Eine Umfrage 
bei allen Truppenteilen unseres Heeres wird zweifellos geeignete Leute 
auch unserer Fliegertruppe zuführen. 
Ich sehe für die Durchführung meines Programms die Schwierigkeit 
nicht in Vorstehendem, sondern allein in der Mannschafts= und Geldfrage. 
Mein Schreiben vom 8. 11. 1911 war vor den Verhandlungen über 
das Quinquennat entstanden und behandelte ein eng bemessenes Pro- 
gramm bis zum 1. 10. 1912. 
Meine Anträge für das Quinquennat sind in dem Schreiben vom 
22. 12. 1911 J. N. 960 geheim, enthalten. Auf dieses Schreiben sind mir 
trotz des Schlußsatzes des Schreibens vom 19. 1. 1912 Nr. 122. 12 perfs. 
und meiner mehrfachen Bitten bestimmte Angaben über die Organisation 
der Fliegertruppe über den 1. 10. 1912 bzw. 1. 12. 1912 hinaus erst jetzt 
gemacht worden. 
Ich sehe jetzt aber insofern klar, daß meinen Anträgen für das Quin- 
quennatsgesetz zu meinem lebhaften Bedauern nicht entsprochen ist. Dieses 
macht naturgemäß jetzt die Lösung der Mannschafts= und Geldfrage er- 
heblich schwieriger. Ich habe aber noch immer keinen Zweifel, daß trotz 
aller Bedenken in dieser ernsten Zeit alles vom Reichstag zu erhalten sein
	        
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