Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

412 XVIII. Zur Kanzlerkrise und Friedensresolution Juli 1917 
  
  
7. 
Besprechung 
des Generalfeldmarschalls und des Ersten General- 
quartiermeisters mit Abgeordneten des Reichstages 
am 13. 7. 1917. 
Niedergeschrieben von Major v. Harbou. 
Es erschienen je zwei Abgeordnete der Freisinnigen Volkspartei, des 
Zentrums, der Sozialdemokratie, der Konservativen, der Nationalliberalen, 
der deutschen Partei und ein Abgeordneter der polnischen Fraktion. Die 
Angehörigen der einzelnen Parteien erschienen in obiger Reihenfolge nach- 
einander, nur Zentrum und Sozialdemokratie kamen zusammen zur Be- 
sprechung. Die Dauer jeder Besprechung war anfangs auf ¼ Stunde fest- 
gesetzt, Beginn 5 Uhr nachmittags. Die Gesamtbesprechung zog sich jedoch 
länger hinaus. 
Jede Einzelbesprechung wurde vom Generalfeldmarschall mit einigen 
einleitenden Worten eröffnet, denen der Vortrag des Generals der In- 
fanterie Ludendorff über die Lage folgte. 
Der Vortrag über die Lage lautete (im Auszug): 
Unsere jetzige militärische Lage läßt sich am besten darstellen durch 
einen Vergleich mit dem Vorjahr. Im Sommer 1916 sah es an der 
Ostfront schlecht aus, an vielen Stellen hatten die Russen große Vorteile 
errungen; es war nicht abzusehen, wie weit sie sie ausbeuten konnten und 
ob es uns gelingen würde, dem Vordringen Einhalt zu tun. Während 
dieser üblen Lage trat Rumänien als neuer Feind auf. Es war fraglich, 
ob genügend Kräfte, auch nur zur reinen Abwehr, gegen das rumänische 
Heer würden herangezogen werden können, denn auch im Westen waren 
die Deutschen in eine schwere Abwehrschlacht — die Sommeschlacht — ver- 
wickelt, die ihre Kräfte im höchsten Maße in Anspruch nahm. Die Gesamt- 
lage war also ungünstig. 
Jetztim Sommer 1917 ist die Sommeschlacht erledigt; der Feind 
wurde geschlagen. Die weiteren Angriffe unserer westlichen Gegner im 
Jahre 1917 scheiterten ebenfalls. Weiteren Angriffen, die sicher kommen 
werden, sehen wir mit vollem Vertrauen entgegen. Jedermann in Deutsch- 
land kann überzeugt sein, daß die Lage im Westen gesichert ist. 
Im Osten ist die Lage gut. Die Truppen der österreichisch-ungarischen 
Monarchie haben an einigen Stellen nachgegeben. Zum Teil haben einzelne 
slawische Verbände, zum andern Teil hat die österreichische Führung versagt. 
Die betreffenden Führer sind abgesetzt. Die russischen Erfolge haben aber 
keinerlei Einfluß auf die Gesamtlage und daran werden etwaige weitere 
örtliche Erfolge auch nichts ändern, denn nach dem Urteil von an der
	        
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