Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Fliegerorganisation 35 
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wird, wenn es gefordert wird, und daß es uns erspart bleibt, die Mann- 
schaftsfrage durch Schwächung anderer Etats zu lösen. Jedenfalls darf das 
Quinquennat auch hierbei kein Hindernis für unsere militärische Entwick- 
lung sein. 
Was nun das Programm des Kriegsministeriums betrifft, so bleibt 
dasselbe, wie ich schon ausführte, sehr erheblich, an besetzten Flugzeugen 
um rund 50 v. H., hinter meinen Vorschlägen und damit auch weit hinter 
Frankreich und Rußland zurück, das wir bei allen unseren Erwägungen mit 
einstellen müssen. 
Der Ausfall der Abteilung bei den A. O. Ks. wird schwer empfunden 
werden. Es fehlt dem A. O. K. das Organ für eigene taktische Lufter- 
kundung. Damit fällt auch die Zuteilung von Flugzeugen an die Heeres- 
kavallerie aus; beides wird die Führer in erheblichen Nachteil gegenüber der 
feindlichen Führung bringen (siehe mein Programm vom 26. 9. 1912 VWa). 
Die Beschaffung von 2-Schiffen und diesen gleichwertigen Starr- 
schiffen bietet keinen Ersatz dafür. Wie die Heereskavallerie, so sollen die 
2-Schiffe der Obersten Heeresleitung die Grundlage für die weiteren Maß- 
nahmen schaffen und weitgehende Zerstörungsaufträge ausführen. Die 
Aufgaben der 2-Schiffe sind also ganz andere wie die der Flugzeuge. 
Unsere Manöver geben darin kein richtiges Bild. 
Ich behalte mir vor, auf die Luftschiffe zurückzukommen, wenn die 
Beantwortung meines Schreibens vom 27. 9. 1912 J. Nr. 14 388 hier ein- 
gegangen ist. Ich will hier nur anführen, daß ich unter „tüchtigen Luft- 
kreuzern“ nur 2-Schiffe und diesen gleichwertige Starrschiffe verstehe. Ich 
bitte im Anschluß an meine früheren Schreiben in dieser Frage die als 
Aufklärungs= und Kampfschiffe minderwertigen P- und M--Schiffe nicht 
mehr zu beschaffen oder zu bauen. 
Die Verminderung der Stärken der Korpsabteilungen um zwei be- 
mannte Flugzeuge ist bedenklich. Die Ausstattung unserer A. Ks. mit 
Flugzeugen ist auch bei einer Abteilung zu acht schon der französischen 
unterlegen. Die Artillerie wird für ihre Zwecke Flugzeuge in ganz unzu- 
reichender Weise erhalten, während wir mit guter artilleristischer Luft- 
erkundung seitens des Gegners rechnen müssen. 
Die Festungskriegsübung Thorn hat die Wichtigkeit der Lufterkundung 
in Verbindung mit der Photographie klar ergeben. Die Verteidigung 
wird Luftschiffe schwer halten können; sie oder ihre Hallen werden bald 
Beute der feindlichen Artillerie oder feindlicher Abwurfbomben. Auch 
die Fesselballons sind stark durch das Artilleriefeuer gefährdet. Als ein- 
ziges Mittel der Lufterkundung bleibt dann das Flugzeug übrig. Die 
Festungsabteilungen sollten auch zu Belagerungen herangezogen und hier 
den Reservekorps unterstellt werden. 
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