Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Schriftwechsel zwischen Reichskanzler und Generalfeldmarschall 455 
  
Die Ankwork des Generalfeldmarschalls vom 15. 9. 1917: 
So verlesen am 28. 7. 1919. Original liegt mir nicht vor. Ich weiß nicht, ob 
auch hier eine willkürliche Anderung vorgenommen ist. 
Ich werde Euer Exzellenz Wunsch entsprechend helfen, um führende Männer 
über unsere Absichten mit Belgien aufzuklären, über die zwischen den maßgebenden 
Faktoren nunmehr für den Fall Klarheit besteht, daß wir in diesem Jahre einen 
Frieden erhalten. Ich verhehle mir nicht, daß in der Marine und in weiten patrio- 
tischen Kreisen ein Verzicht auf die flandrische Küste als ein schwerer Schlag emp- 
funden wird, der nur dann gemildert wird, wenn die auch von Euer Exzellenz der 
Marine zugestandenen Kompensationen zur Tat werden. Ich sehe mit General Luden- 
dorff diese Kompensationen in Stützpunkten in= und außerhalb unseres Kolonialreiches. 
Zu zwei Punkten darf ich noch einfügen: die wirtschaftliche Angliederung Belgiens an 
Deutschland wird ohne einen Druck auf Belgien auch nach Friedensschluß nicht gehen. 
Hierzu wird eine mehrjährige Okkupation dienen, die aus militärischen Gründen auch 
nötig werden wird, wenn England und Amerika Frankreich räumen. Über die mehr- 
jährige Okkupation hinaus muß die deutsche Stellung in Lüttich wirken. Sie hat als 
Hauptzweck den unmittelbaren militärischen Schutz des niederrheinisch-westfälischen 
Industriegebietes. Nur wenn wir in Lüttich als Besitzer unbeschränkte Herren der 
Lage sind und bleiben, können wir die erforderlichen militärischen und Verwaltungs- 
maßnahmen treffen. Ich vermag mir daher nicht zu denken, daß wir in irgendeiner 
absehbaren und vertragsmäßig festgesetzten Zeit aus Lüttich herausgehen könnten. 
gez. v. Hindenburg. 
8. 
Die deutsche Antwort auf die Papstnote vom 19. 9. 19177). 
„Herr Kardinal! Eure Eminenz haben die Geneigtheit gehabt, Seiner Majestät 
dem Kaiser und König, meinem allergnädigsten Herrn, mit Schreiben vom 2. v. M. 
eine Kundgebung Seiner Heiligkeit des Papstes zu übermitteln, worin Seine Heilig- 
keit voll Kummer über die Verheerungen des Weltkrieges einen eindringlichen 
Friedensappell an die Staatsoberhäupter der kriegführenden Völker richtet. 
Seine Majestät der Kaiser und König hat geruht, mir von dem Schreiben Eurer 
Eminenz Kenntnis zu geben und mir die Beantwortung aufzutragen. 
Seit geraumer Zeit verfolgt Seine Majestät mit hoher Achtung und aufrichtiger 
Dankbarkeit die Bemühungen Seiner Heiligkeit, im Geiste wahrer Ungparteilichkeit die 
Leiden des Krieges nach Kräften zu lindern und das Ende der Feindseligkeiten zu be- 
schleunigen. Der Kaiser erblickt in dem jüngsten Schritte Seiner Heiligkeit einen neuen 
Beweis edler und menschenfreundlicher Gesinnung und hegt den lebhaften Wunsch, 
daß zum Heile der ganzen Welt dem päpstlichen Ruf Erfolg beschieden sein möge. 
Das Bestreben des Papstes Benedikt X V., eine Verständigung unter den Völkern 
anzubahnen, konnte um so sicherer auf sompathische Aufnahme und überzeugungsvolle 
Unterstützung durch Seine Mojestät rechnen, als der Kaiser von der Übernahme der 
Regierung an seine vornehmste und heiligste Aufgabe darin gesehen hat, dem deut- 
schen Volke und der Welt die Segnungen des Friedens zu erhalten. In der ersten 
Thronrede bei Eröffnung des Deutschen Reichstags am 25. Juni 1888 gelobte der 
Kaiser, daß die Liebe zum deutschen Heere und seine Stellung zu demselben ihn nie- 
mals in Versuchung führen würden, dem Lande die Wohltaten des Friedens zu ver- 
kümmern, wenn der Krieg nicht eine durch den Angriff auf das Reich oder dessen 
Verbündete uns aufgedrungene Notwendigkeit würde. Das deutsche Heer solle uns 
den Frieden sichern und, wenn er dennoch gebrochen würde, imstande sein, ihn mit 
*) Vom Reichskanzler Dr. Michaelis der O. H. L. vor Abgang zur Kenntnis 
gegeben. Der Verfasser. 
28“
	        
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