Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Erklärung vom Reichskanzler, Generalfeldmarschall, Staatssekretär und mir 439 
  
  
dieses beispiellosen Kampfes die Segnungen des Friedens wieder zu schenken, von 
vollem Erfolg gekrönt sein möge. 
In ausgezeichneter Hochachtung habe ich die Ehre zu verharren als 
Euerer Exzellenz ergebenster 
Seiner Exzellenz gez. Michaelis. 
dem Apostolischen Nuntius Erzbischof von Sardi 
Msgr. Eugen Pacelli 
München. 
Die Reichsregierung — Ministerpräsident Bauer und Finanzminister 
Erzberger — beschuldigen den Reichskanzler Dr. Michaelis und die Oberste 
Heeresleitung sowie den Staatsminister Dr. Helfferich, einen Frieden mit 
der Entente verhindert zu haben, weil eine Erklärung über Belhgien nicht 
abgegeben wurde. 
10. 
Gemeinsame Erklärung von Reichskanzler Dr. Michaelis, Generalfeld- 
marschall v. Hindenburg, General Ludendorff und Staalsminister 
Dr. Helfferich vom 7. August 1919. 
Der frühere Reichskanzler Dr. Michaelis sendet uns") in Be- 
stätigung und näherer Ausführung seiner früheren Erklärung 
vom 26. Juli 1919 nach Besprechung mit den Vertretern der 
früheren Obersten Heeresleitung und dem Staatsminister Dr. 
Helfferich und in Gemeinschaft mit diesen nachstehende Darstellung 
des Sachverhalts: 
Am 5. September 1917 ging in Berlin das Schreiben des apostolischen Nuntius 
in München an den Reichskanzler ein, das auf Grund einer in Abschrift beiliegenden 
Mitteilung der britischen Regierung an den britischen Gesandten beim Vatikan der 
kaiserlichen Regierung eine Erklärung über ihre Absichten bezüglich Belgiens nahe- 
legte und dabei als Überzeugung des Kardinal-Staatssekretärs aussprach, daß durch 
eine befriedigende Erklärung ein bedeutender Schritt zu weiterer Entwicklung der 
Verhandlungen gemacht würde. 
Ich war mit dem damaligen Staatssekretär des Auswärtigen, Herrn v. Kühl- 
mann, mit dem ich alsbald das Schreiben des Nuntius eingehend besprach, der 
Meinung, daß angesichts des begleitenden Kommentars des Kardinal-Staatssekretärs 
zwar die starke Möglichkeit eines ernsthaften englischen Friedensfühlers vorliege, daß 
jedoch aus dem von dem Nuntius mitgeteilten Text der Mitteilung des Foreign Office 
an den britischen Gesandten beim Vatikan sich nicht mit der für die Abgabe der ge- 
wünschten Erklärung über Belgien erforderlichen Sicherheit die Ernsthaftigkeit der 
englischen Bereitschaft ergebe, auf einer für Deutschland im übrigen annehmbaren 
Grundlage in Friedensverhandlungen einzutreten. Deshalb habe ich mit Herrn 
v. Kühlmann vereinbart, daß zunächst durch einen von Herrn v. Kühlmann vorgeschla- 
genen neutralen Diplomaten die englische Regierung auf ihre Bereitschaft sondiert 
werden sollte. 
Um der politischen Leitung für diese Aktion die nötige Bewegungsfreiheit zu 
sichern, erschien mir eine alle Instanzen bindende Entscheidung des Kaisers erforderlich. 
Diese Entscheidung habe ich in dem am 11. September 1917 im Schloß Bellevue zu 
Berlin stattgehabten Kronrat eingeholt. 
Mit dem Staatssekretär des Auswärtigen war ich der Ansicht, daß der Schritt 
des Münchener Nuntius die vorsichtigste und diskreteste Behandlung erfordere. Es 
*) Der Presse. Der Verfasser.
	        
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