468 XXI. Verschiedenes aus der ersten Jahreshälfte 1918
Pflicht, in beratender Weise an den Verhandlungen einschließlich der
zur Anwendung zu bringenden Taktik mitzuwirken.
Der Umkreis der militärischen Interessen ist nicht auf die militäri-
schen Angelegenheiten im engeren Sinne beschränkt, sondern umfaßt auch
die Fragen der Anderung der Reichsgrenzen, Fragen unserer künftigen
Beziehungen zu anderen Staaten und — soweit diese mit der Führung
dieses oder eines künftigen Krieges im Zusammenhang stehen — Fragen
unserer inneren Politik, wirtschaftliche Fragen, Ernährungsfragen, Fragen
des Handels= und Verkehrswesens, der Arbeiterinteressen, endlich die
moralische Wirkung der zu treffenden Maßnahmen auf Heer und Marine.
Die militärischen Stellen können ihre Forderungen nach dieser
Richtung jederzeit aus eigener Initiative vorbringen, jedoch immer nur
im Sinne von Anregungen, Ratschlägen, Bedenken oder Warnungen.
Der Reichskanzler wird alsdann bei seiner Entscheidung darauf Bedacht
nehmen, daß Forderungen, die die militärische Durchführung des gegen-
wärtigen Krieges berühren, vor allen anderen Forderungen den Vorrang
erhalten.
3. Sollten die militärischen Stellen glauben, auf einer von dem
Reichskanzler abgelehnten Forderung bestehen zu müssen, und wird auf
dem Wege der gegenseitigen Aussprache eine Einigung nicht erzielt, so
ist die Entscheidung Seiner Majestät des Kaisers einzuholen.
2.
Berliner Besprechungen mil dem Grafen Czernin am 5. Februar 1918.
(Aktenauszug.)
5. 2. Besprechung mit Czernin im Reichskanzlerpalais. Es wird
verabredet, wie folgt, vorzugehen:
1. Frieden mit Ukraine,
2. Frieden mit Rumänien,
3. möglichst auch Frieden mit Großrußland.
Zu 1. erklärt Czernin, daß Österreich, dem Verlangen der Ukraine
entsprechend, bereit sei, in Galizien eine ukrainisches Kronland zu schaffen.
Ein großes Opfer! Der Anfang des föderalistischen Staates! Österreich
müsse dieses Opfer bringen, es brauche die Ukraine, da es bis zur Ernte
nicht durchhalten könne.
Kühlmann ist bereit, 24 Stunden nach Abschluß mit den Ukrainern
den Bruch mit Trotzki zu vollziehen.
Das Verlangen, unter allen Umständen aus Brest etwas nach Hause
mitzubringen, selbst unter Preisgabe des Bündnisses mit Deutschland,