Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

476 XXI. Verschiedenes aus der ersten Jahreshälfte 1918 
  
  
dem Augenblick zur Lahmlegung des englischen Kriegsbetriebes, wo die 
Arbeitermassen nicht mehr in erster Linie sagen: Wir wollen mehr Lohn, 
wir wollen unsere Abkömmlichkeit sichern, wir wollen die Wiederherstellung 
unserer Gewerkschaftsregeln, wir wollen die gerechte Verteilung der Le- 
bensmittel — mit diesen Forderungen kann Lloyd George durch einen 
Appell an den Patriotismus und durch Konzessionen fertig werden — die 
Arbeiterbewegung wird erst dann unwiderstehlich, wenn sie ihre Klassen- 
forderung zurückstellt und als nationale Forderung den 
Frieden verlangt — ähnlich wie dies heute in Rußland der Fall ist. 
Es ist unbestreitbar, daß auch die letzten großen Streiks, wie der 
Ausdruck lautet, „pazifistisch infiziert“ waren. Aber das Friedensprogramm 
lief nur nebenher und war meist begründet mit einem verschwommenen 
Internationalismus, gegen den sich der gesunde Instinkt des englischen 
Arbeiters selbst auflehnte. Nur wenn die Initiative der Friedens- 
bewegung nicht von unten heraufkommt, sondern weithin sichtbar in den 
Händen der besten englischen Staatsmänner liegt, wird der Pazifismus 
der Arbeiter zu einer großen nationalen Bewegung. 
Mit einem Wort: Der Internationale Pazifismus ist wehrlos gegen 
Lloyd George, dieser aber ist wehrlos gegen die patriotische Friedens- 
bewegung. 
VI. Wir haben es in der Hand, Lord Lansdowne zum Reden zu 
bringen und die sich hinter ihm neu zusammenfügende Partei zur Kraft- 
probe zu drängen. Wohl möglich, daß diese Kraftprobe auch ohne unser 
Zutun nach ein paar Monaten automatisch kommen wird, aber dann hilft 
sie uns nur zum Frieden. Wir aber brauchen eine Politik, die uns zunächst 
einmal den Krieg gewinnen hilft. Die Debatte, die Lloyd George ad 
calendas graecas vertagen will, muß sofort, jetzt in den Wochen der 
deutschen Offensive stattfinden. 
VII. Es müssen wiederholt öffentliche Erklärungen deutscher Staats- 
männer erfolgen, in denen den breiten englischen Massen immer erneut 
eingehämmert wird, daß nur die imperialistischen Eroberungsziele eines 
Lloyd George, wie sie auch in seiner jüngsten Rede zum Ausdruck kommen, 
die Fortsetzung des Krieges und die großen Opfer an Blut und Gut nötig 
machen, daß es keine Frage gegeben hätte, über die Deutschland und Eng- 
land sich nicht völlig befriedigend hätten verständigen können. Immer 
wieder muß die große moralische Schwäche der Entente, wie sie in der 
Verhinderung jeder Verständigungsmöglichkeit durch Lloyd George liegt, 
betont und propagandistisch ausgenutzt werden. 
Es wird erinnert an die Reichskanzlerreden vom 12. Dezember 1916, 
vom 19. Juli 1917, an die Beantwortung der Friedensnote des Papstes 
am 21. September 1917, an die Rede des Staatssekretärs von Kühlmann
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.