Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

478 XXI. Verschiedenes aus der ersten Jahreshälfte 1918 
  
  
4. Stärkung der revolutionären Strömungen bei den englischen 
Arbeitermassen, und damit 
5. eine wesentliche Erleichterung der kommenden deutschen Offensive. 
IX. Es muß daher eine ernste Forderung der Heeresleitung an die 
politische Reichsleitung sein, unverzüglich eine solche politische Propaganda 
einzuleiten, um hierdurch die Kriegführung zu unterstützen. Die Wochen 
bis zum Beginn der militärischen Offensive dürfen nicht politisch 
ungenutzt verstreichen; es gilt alle Kräfte anzuspannen. Kein Mittel, den 
Sieg zu erringen und dessen Wirkung zu verstärken, darf ungenutzt bleiben. 
X. Uhnlich müssen auch die führenden Blätter der Reichstags- 
majorität sich England gegenüber verhalten. Sie haben besondere politische 
Richtlinien zu erhalten und mit besonderem Nachdruck zu betonen, daß die 
jüngste Lloyd Georgesche Rede keineswegs ein Friedensangebot, sondern 
lediglich eine innerpolitische Propagandamaßnahme darstellt, daß Lloyd 
George von seinen imperialistischen Eroberungsplänen auch nicht um 
Haaresbreite abgewichen ist. 
Dagegen sollte der deutschen Presse das Brüsten und Drohen mit 
einer gewaltigen deutschen Offensive allgemein verboten werden. Das 
stärkt nur die feindlichen Regierungen und einigt die feindlichen Heimat- 
fronten. 
B. 
Streng geheim. Berlin, den 3. Juni 1918. 
Der bekannte Schweizer Militärschriftsteller Hermann Stegemann hat 
vor kurzem die Außerung getan: „Der Erfolg der großen deutschen Offen- 
sive in Frankreich hätte verhundertfacht werden können, wenn diese mili- 
tärische Operation politisch richtig vorbereitet und unterstützt worden 
wäre."“ Die Richtigkeit dieser Ansicht wird bestätigt durch die Verhandlun- 
gen im englischen Unterhause vom 16. Mai ds. Is. über die angebliche 
deutsche politische Offensive. Lord Robert Cecil hat in seiner Rede den 
Unterschied zwischen einer politischen Offensive (Friedensoffensive) und 
einem Friedensfühler sehr treffend in den Worten gekennzeichnet: 
„Eine politische Offensive ist kein Friedensangebot, vielmehr eine 
diplomatische oder halbdiplomatische Aktion, nicht mit der Absicht, den 
Frieden herbeizuführen, sondern den Krieg zu unterstützen. Es ist 
ein Unternehmen, das den deutschen Waffen im Felde indirekt Unter- 
stützung geben soll.“ 
Während ein Friedensvorschlag oder Friedensfühler meist ein Unter- 
nehmen ist, welches ein Nachlassen der eigenen Kriegsenergie 
mit sich bringt, will eine politische Offensive den feindlichen Kriegs- 
willen schwächen und die feindlichen Operationen schädigen.
	        
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