Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Zwei Vorschläge zu einer deutschen politischen Offensive 483 
  
Verlogenheit gegenüber den eigenen Völkern, ihre frivole Unterschätzung 
und herausfordernde Verhöhnung des Gegners müssen an den Pranger 
gestellt werden. 
Dadurch soll deutlich werden, daß die deutschen Wortführer die gegen- 
wärtigen feindlichen Machthaber nicht für verhandlungsfähig halten. Ge- 
rade hiermit würden die oppositionellen Friedensgruppen angelockt und in 
ihrem Kampf gegen die jetzigen Ententeregierungen unterstützt werden. 
III. Regie der Kundgebungen. 
Die auf Grund vorstehender Richtlinien veranstalteten Kundgebungen, 
bei deren Abfassung den einzelnen Persönlichkeiten, wie schon erwähnt, 
Freiheit in der Individualisierung des Stoffes zu lassen wäre, die jedoch 
vor ihrer Veröffentlichung den amtlichen Stellen zur Prüfung vorzulegen 
wären, müssen planmäßig über die gesamte Operationspause verteilt 
werden und zum Teil aneinander anknüpfen. Sie müssen erfolgen in 
Form von Reden, Interviews, Zeitungsartikeln, Flugschriften usw. Eine 
geschickte amtliche Regie hat dafür zu sorgen, daß sie sowohl einmal im 
Auslande die stärkste Verbreitung finden, anderseits im Inlande keinerlei 
Mißdeutungen ausgesetzt, vor allem nicht als amtliche Friedensfühler 
ausgelegt werden können. 
Hierzu bedarf es einer geschickten Einzelbearbeitung der großen 
führenden Blätter aller Richtungen. Gewisse vertrauenswürdige Journa- 
listen müsssen eingeweiht werden, daß es sich lediglich um eine 
Unterstützung der militärischen Operationen handelt, 
nämlich um einen Versuch, die Friedensparteien der Entente zur Er- 
schwerung des feindlichen Krieges zu mobilisieren. Selbstverständlich muß 
der Presse das Recht bleiben, je nach ihrem Parteistandpunkt hierzu 
Stellung zu nehmen. Es ist nur unter allen Umständen zu verhindern, daß 
die amtliche Teilnahme an der politischen Operation auch nur durch An- 
deutungen verraten wird. Dagegen muß dem feindlichen Ausland in jeder 
Weise die Täuschung vermittelt werden, als ob die deutschen Kundgebun- 
gen die Einleitung zu einem deutschen Friedensangebot darstellten — das 
schließt in keiner Weise aus, daß in der Heimat dieser Eindruck durch ge- 
schickte Beeinflussung der Presse verhindert wird. 
IV. Die voraussichtliche Wirkung. 
Zweifellos würde zunächst ein Gefühl allgemeiner Entlastung und Be- 
freiung durch die Reihen der Entente gehen: „Gott sei Dank, die Riesen- 
gefahr der deutschen Offensive ist bestanden!“ Aus diesem Gefühl heraus 
werden die Krieyshetzer ihrerseits sofort eine große Aktion für die 
Fortsetzung des Krieges unternehmen. Sie werden frohlockend die Er- 
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