Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

520 XXII. Friedensverhandlungen 
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Europa abzuwenden geeignet ist, die Grundlagen gegeben sind, so wäre jedenfalls eine 
andere Methode zu wählen, die eine unmittelbare mündliche Erörterung zwischen den 
Vertretern der Regierungen, und nur zwischen ihnen, ermöglicht. 
Den Gegenstand einer solchen Erörterung und gegenseitigen Beleuchtung hätten 
ebenso die gegensätzlichen Auffassungen der einzelnen kriegführenden Staaten zu 
bilden, wie auch die allgemeinen Prinzipien, die dem Frieden und dem künftigen 
Verhältnis der Staaten zueinander als Basis dienen sollen, und über die zunächst eine 
Einigung mit Aussicht auf Erfolg versucht werden kann. Sobald eine Einigung über 
die Grundprinzipien erreicht wäre, müßte man im Verlauf der Besprechungen ver- 
suchen, sie auf die einzelnen Friedensfragen konkret anzuwenden und damit deren 
Lösung herbeizuführen. 
Wir möchten hoffen, daß auf seiten keines der Kriegführenden ein Bedenken 
gegen einen solchen Gedankenaustausch vorliegen werde. Die Kriegshandlungen er- 
führen keine Unterbrechung, die Besprechungen gingen auch nur so weit, als sie von 
den Teilnehmern für aussichtbietend gehalten würden. Für die vertretenen Staaten 
könnten daraus keine Nachteile erwachsen; weit entfernt, zu schaden, müßte ein solcher 
Gedankenaustausch für die Sache des Friedens nur von Nutzen sein. Was das erste 
Mal nicht gelingt, kann wiederholt werden und hat vielleicht mindestens schon zur 
Klärung der Auffassungen beigetragen. 
Berge von alten Mißverständnissen ließen sich wegräumen, viele neue Erkennt- 
nisse zum Durchbruche bringen, Ströme von zurückgehaltener Menschenfreundlichkeit 
würden sich lösen, in deren Wärme alles Wesentliche bestehen bliebe, dagegen manches 
Gegensätzliche verschwinden würde, dem heute noch eine übermäßige Bedeutung bei- 
gemessen wird. 
Nach unserer Überzeugung sind alle Kriegführenden es der Menschheit schuldig, 
gemeinsam zu untersuchen, ob es nicht jetzt, nach so vielen Jahren eines opfervollen, 
jedoch unentschiedenen Kampfes, dessen ganzer Verlauf auf Verständigung weist, mög- 
lich ist, dem schrecklichen Ringen ein Ende zu machen. 
Die k. u. k. Regierung möchte daher den Regierungen aller kriegführenden 
Staaten vorschlagen, zu einer vertraulichen und unverbindlichen Aussprache über die 
Grundprinzipien eines Friedensschlusses in einen Ort des neutralen Auslandes und 
zu einem nahen Zeitpunkte, worüber man noch Vereinbarungen zu treffen hätte, Dele- 
gierte zu entsenden, die beauftragt wären, die Auffassung ihrer Regierungen über jene 
Prinzipien einander bekannt zu geben, analoge Mitteilungen entgegen zu nehmen, 
sowie offene und freimütige Aufklärungen über alle jene Punkte, die einer Präzisierung 
bedürfen, zu erbitten und zu erteilen. 
Die k. u. k. Regierung beehrt sich, die Regierung von .. durch die geneigte Ver- 
mittlung Euer Exzellenz zu bitten, diese Mitteilung zur Kenntnis der Regierung von 
.. bringen zu wollen. 
Stellungnahme Deutschlands zur österreichisch-ungarischen Mote. 
Berlin, 15. September 1918. (Eine halbamtliche Kundgebung.) Die 
„Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt: 
„Der Widerhall, den die gestern bekanntgemachte Note Österreich- 
Ungarns an die Regierungen aller Mächte in der deutschen Presse ge- 
funden hat, ist ein neuer Beweis für die schon so oft bekundete ernste 
Friedensbereitschaft unseres Volkes. Allenthalben tritt die Tatsache in 
die Erscheinung, daß der von unserem Bundesgenossen unternommene
	        
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