Das Friedens= und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 8325
Die Lage auf der Westfront ist bekannt: 22 deutsche Divisionen mußten
aufgelöst werden. Die Überlegenheit der Entente steigt dadurch auf 30 bis
40 Divisionen. Die 38 amerikanischen Divisionen haben einen besonders
hohen Mannschaftsstand. Dagegen ist die Kopfstärke unserer Dioisionen
mehr und mehr gesunken. Einige Diovisionen sind nur noch Attrappen.
Es ist aber nicht die geringe Stärke der Divisionen, die unsere Lage
bedenklich macht, sondern mehr die Tanks, die in immer größerer Zahl
überraschend auftreten.
Wenn man die Meldungen der Armee liest, dann muß man tief
bewegt sein von den Beispielen unübertrefflicher Tapferkeit und Aufopfe-
rung von Führern und Truppen aller deutschen Stämme. Allerdings
haben auch manche Divisionen, durch die Kämpfe übermüdet, versagt und
durch ihr Zurückgehen die Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen.
Es erübrigt sich, auf die Gründe für das Versagen näher einzugehen.
Die Kriegführung auf der Westfront hat jetzt in erster Linie wegen der
Wirkung der Tanks den Charakter des Glücksspiels angenommen. Die
Oberste Heeresleitung kann nicht mehr mit sicheren Faktoren rechnen.
Die Ereignisse in Bulgarien und ihre Folgen, die Spannung auf der
Westfront ohne Aussicht auf eine Besserung, die Unmöglichkeit, die Lage
durch eine Offensive wieder herzustellen, haben im Interesse des Heeres den
Generalfeldmarschall und mich zu der Überzeugung gebracht, daß die Be-
endigung der Feindseligkeiten geboten ist.
Diese Auffassung der militärischen Lage ist gestern nach Rücksprache
mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Seiner Majestät dem Kaiser ge-
meldet worden.
Seine Majestät haben befohlen, daß der Reichskanzler und die aus-
wärtige deutsche Politik der Auffassung der Obersten Heeresleitung
Rechnung zu tragen haben.
Die erforderlichen Schritte werden vermutlich von der neu zu bilden-
den Regierung in Berlin eingeleitet werden. Die Wahl des Zeitpunktes
und der zu ergreifenden Maßnahmen sind lediglich Sache der Regierung,
nicht der Obersten Heeresleitung."#
General Ludendorff schloß seine Ausführungen: „Die Lage ist ernst.
Sie erfordert einen ganzen Entschluß. Der Generalfeldmarschall und ich
haben unseren Entschluß mit voller Überlegung, nicht im Affekt, pflicht-
gemäß gefaßt.#
General Ludendorff war bestimmt und klar. Seine Ruhe fiel mir
besonders auf.“ v. Eulitz,
Generalmoajor z. D.