Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Das Friedens= und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 8325 
  
Die Lage auf der Westfront ist bekannt: 22 deutsche Divisionen mußten 
aufgelöst werden. Die Überlegenheit der Entente steigt dadurch auf 30 bis 
40 Divisionen. Die 38 amerikanischen Divisionen haben einen besonders 
hohen Mannschaftsstand. Dagegen ist die Kopfstärke unserer Dioisionen 
mehr und mehr gesunken. Einige Diovisionen sind nur noch Attrappen. 
Es ist aber nicht die geringe Stärke der Divisionen, die unsere Lage 
bedenklich macht, sondern mehr die Tanks, die in immer größerer Zahl 
überraschend auftreten. 
Wenn man die Meldungen der Armee liest, dann muß man tief 
bewegt sein von den Beispielen unübertrefflicher Tapferkeit und Aufopfe- 
rung von Führern und Truppen aller deutschen Stämme. Allerdings 
haben auch manche Divisionen, durch die Kämpfe übermüdet, versagt und 
durch ihr Zurückgehen die Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen. 
Es erübrigt sich, auf die Gründe für das Versagen näher einzugehen. 
Die Kriegführung auf der Westfront hat jetzt in erster Linie wegen der 
Wirkung der Tanks den Charakter des Glücksspiels angenommen. Die 
Oberste Heeresleitung kann nicht mehr mit sicheren Faktoren rechnen. 
Die Ereignisse in Bulgarien und ihre Folgen, die Spannung auf der 
Westfront ohne Aussicht auf eine Besserung, die Unmöglichkeit, die Lage 
durch eine Offensive wieder herzustellen, haben im Interesse des Heeres den 
Generalfeldmarschall und mich zu der Überzeugung gebracht, daß die Be- 
endigung der Feindseligkeiten geboten ist. 
Diese Auffassung der militärischen Lage ist gestern nach Rücksprache 
mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Seiner Majestät dem Kaiser ge- 
meldet worden. 
Seine Majestät haben befohlen, daß der Reichskanzler und die aus- 
wärtige deutsche Politik der Auffassung der Obersten Heeresleitung 
Rechnung zu tragen haben. 
Die erforderlichen Schritte werden vermutlich von der neu zu bilden- 
den Regierung in Berlin eingeleitet werden. Die Wahl des Zeitpunktes 
und der zu ergreifenden Maßnahmen sind lediglich Sache der Regierung, 
nicht der Obersten Heeresleitung."# 
General Ludendorff schloß seine Ausführungen: „Die Lage ist ernst. 
Sie erfordert einen ganzen Entschluß. Der Generalfeldmarschall und ich 
haben unseren Entschluß mit voller Überlegung, nicht im Affekt, pflicht- 
gemäß gefaßt.# 
General Ludendorff war bestimmt und klar. Seine Ruhe fiel mir 
besonders auf.“ v. Eulitz, 
Generalmoajor z. D.
	        
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