526 XXII. Friedensverhandlungen
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5.
Aus der Gedankenwell meiner Mitarbeiler.
a) Schreiben meiner früheren Mitarbeiter vom 16. August 1919.
Das Weißbuch „Vorgeschichte des Waffenstillstandes“ wirft Eurer Ex-
zellenz Unsicherheit in der Beurteilung der Ereignisse und unlogische Dar-
stellung der Lage während der Zeit des Waffenstillstandsangebots und der
Waffenstillstandsverhandlungen vor auf Grund eines Nervenzusammen-
bruchs.
Wir unterzeichneten alten Mitarbeiter Eurer Exzellenz, die wir in
jener Zeit täglich in dauerndem dienstlichen und außerdienstlichen Verkehr
mit Eurer Exzellenz zusammengekommen sind, sehen uns gezwungen, dies
aufs entschiedenste zurückzuweisen.
Daß Eure Exzellenz, wie wohl jeden Offizier der O. H. L., damals die
Ereignisse an der Front und die Zustände in der Heimat seelisch mitge-
nommen haben, wissen wir. Aber keiner von uns hat eine Wahrnehmung
gemacht, die auch nur im geringsten auf einen Zusammenbruch der Nerven
schließen ließe oder ein Nachlassen klaren Urteils und zielbewußter, kraft-
voller Führung verraten hätte.
v. Bartenwerffer, Generalmajor z. D., damals Oberquartiermeister
beim Stabe des Chefs des Generalstabes des Feldheeres. v. Mertz,
Oberst, damals Abteilungschef im Stabe des Chefs des Generalstabes des
Feldheeres. Frhr. v. Oldershausen, Generalmoajor z. D., damals
Chef des Feldeisenbahnwesens. v. Thaer, Oberst, damals Chef des
Generalstabes des Generalquartiermeisters. Thomsen, Oberst, damals
Chef des Generalstabes der Luftstreitkräfte.
b) Schreiben des Generalmajors v. Bartenwerffer vom 20. Februar
1919.
Berlin, 20. Februar 1919.
Herrn Oberst Heye.
Zu der Antwort des Ministerpräsidenten Scheidemann auf das
Schreiben des Herrn Generalfeldmarschalls betr. die Außerung „General
Ludendorff, der geniale Hasardeur dieses Weltkrieges“ möchte ich folgendes
anführen:
General Ludendorff hat am 29. September 10 Uhr abends im Kreise
der Abteilungschefs dargelegt: „Durch die Ereignisse an der mazedonischen
Front sei er gezwungen, Reserven, die für den Westen bestimmt waren,
auf dem Balkan zu verwenden. Für die Westfront seien keine Reserven
mehr verfügbar. Angesichts der ernsten Kämpfe würde er sich wie ein