Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Das Friedens= und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 333 
  
Dagegen ist anzunehmen, daß der in Berlin 4 Uhr nachmittags ein- 
treffende Prinz Max von Baden, der in keiner Weise die Lage übersah, 
sich schwer gedrängt fühlte. Tatsächlich hat das Telegramm aber keinerlei 
Wirkung ausgeübt, denn das Angebot ging erst am 3. abends nach Bern 
und wurde dort etwa 24 Stunden angehalten. 
7. 
Meine Stellung zu einzelnen Punkken des Friedens- und 
VWaffenstillslandsangebots. 
a) Major v. dem Bussche hatte in seiner Sitzung am 2. Oktober 9 Uhr 
vormittags in Berlin, in der er den Parteiführern die Lage vortrug und 
auf die ich in anderem Zusammenhang noch zurückkommen werde, einen 
gewissen Argwohn gegen den Wortlaut der Note geschöpft. Er schreibt: 
„Exzellenz v. Payer hatte anscheinend kurz vor meinem Eintritt den 
beabsichtigten Inhalt der Friedensnote bekanntgegeben. Als Erster knüpfte 
Graf Westarp, nachdem ich geschlossen, an meine Worte, daß der Gegner 
erkennen müsse, daß wir entschlossen seien, den Krieg fortzusetzen, wenn er 
uns einen demütigenden Frieden gäbe, und sprach sich gegen die glatte An- 
nahme der 14 Wilsonschen Punkte aus. Entrüstet wies der Vizekanzler 
diese Auslegung der Friedensnote ab. Immerhin war mir der Inhalt der 
Friedensnote nun verdächtig, und ich machte telephonisch darauf aufmerk- 
sam, daß der Text offenbar den Schluß zuließe, daß Deutschland bedin- 
gungslos die Wilsonsche Forderung annehmen werde." 
Hierauf entschloß ich mich, dem Major Frhrn. v. dem Bussche am 
2. Oktober 1918, 12 Uhr 20 Min. nachmittags, folgende Weisung zur Über- 
mittlung an den Vizekanzler v. Payer zu geben: 
Nr. 29 des Weißbuchs. 
„Aus dem Inhalt der beabsichtigten Friedensnote ist mir nur bekannt: 
„Daß die 14 Punkte der Wilsonschen Note als Grundlage für die Friedens- 
besprechungen dienen sollen, nicht aber als vom Feinde auferlegte Bedin- 
gung gelten sollen.4“ 
b) Beim Mittagessen erhielt ich, wohl durch Legationsrat v. Lersner 
oder auf eine andere Weise, ich kann mich dessen nicht mehr genau ent- 
sinnen, den Entwurf einer Note, der etwa Nr. 20 des Weißbuchs vom 
1. Oktober entsprach: 
„Der unterzeichnete Kaiserliche Gesandte ist beauftragt und hat die 
Ehre, die eidgenössische Regierung zu ersuchen, den Herrn Präsidenten der 
Vereinigten Staaten von Amerika telegraphisch wissen zu lassen, daß die 
Kaiserliche Regierung den Präsidenten Wilson bittet, die Herstellung des 
Friedens in die Hand zu nehmen und zu diesem Zweck Bevollmächtigte
	        
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