Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

556 XXII. Friedensverhandlungen 
  
  
als Erster vor ganz Europa das Wort „Revolution“ aussprach. Gleich- 
zeitig trat er als Erster des Kabinetts „der nationalen Verteidigung“ für 
das Aufhören des U-Bootkrieges ein. Der Verfasser.) 
Groeber teilt die Auffassung des Herrn Solf über das Telegramm der 
Obersten Heeresleitung. — Auch er glaubt nicht, daß im Osten viele Truppen 
verfügbar seien. (Sehr richtig! 191 Divisionen im Westen, 24 aus alten 
Jahrgängen im Östen. Der Verfasser.) 
Anmerkung: Es ist mir der Hergang der Sitzung vom 16. Oktober, 
um die persönlichen Beziehungen zum Nachteil des Ganzen nicht zu stören, 
seinerzeit nicht gemeldet worden. Oberst v. Haeften ging so weit, daß er 
meine Kenntnis des Telegramms vom 14. Oktober bezweifelte, wohl um 
vermittelnd zu wirken und die Zusammenarbeit weiter zu ermöglichen. 
Oberst v. Haeften hat damit seine Stellung richtig aufgefaßt. 
Hätte ich die Vorgänge vom 16. Oktober gekannt, so würde ich meine 
Person gegenüber den Staatssekretären in die Wagschale gelegt haben, um 
ihre Auffassung zu zerstreuen. Der Generalfeldmarschall hätte ebenso ge- 
handelt. 
17. 
Besprechungen in Berlin am 17. Oklober — gekürzt. 
A. Die große Sitzung. 
Anwesend: 
Der Reichskanzler, der Vizekanzler, der Kriegsminister, die Staatssekretäre des 
Auswärtigen Amts, des Reichsschatzamts, des Kriegsernährungsamts, des Reichsmarine- 
amts, der Chef des Admiralstabs der Marine, der Vizepräsident des Preußischen 
Staatsministeriums, die Staatssekretäre Groeber, Haußmann, Scheidemann, Unter- 
staatssekretär Göppert, Unterstaatssekretär v. Stumm, Unterstaatssekretär Wahnschaffe, 
Ministerialdirektor Deutelmoser, General Ludendorff, General Hoffmann, Oberst Heye. 
Der Reichskanzler: Die Lage, in der wir uns befinden, ist die Folge des 
Schrittes, den wir am 5. Oktober getan haben. Damals war es der dringende Wunsch 
der Obersten Heeresleitung, daß wir die Friedensnote und das Waffenstillstandsersuchen 
an den Präsidenten Wilson gerichtet haben. Es kam die Rückfrage, die wir beantwortet 
haben. Jetzt liegt eine neue Note vor, die eine Steigerung der Forderungen Wilsons 
enthält, und über die wir uns schlüssig machen müssen. Wilson ist offenbar durch die 
amerikanischen Chauvinisten und durch den Druck Frankreichs und Englands in eine 
schwierige Lage geraten und, wie ich hoffe, hofft er selbst, daß wir ihm die Möglichkeit 
geben, mit uns weiter zu verhandeln und den Widerstand der Kriegstreiber zu über- 
winden. 
So stelle ich mir die Lage vor. Es würde nun, ehe wir die Note an Wilson 
abgehen lassen, klarzustellen sein, was die militärische Lage Deutschlands fordert. Zu 
diesem Zweck haben wir Euere Exzellenz gebeten, herzukommen und uns Auskunft 
zu geben. Wir haben Euerer Exzellenz eine Anzahl formulierter Fragen vorgelegt, 
über die wir erwarten, Auskunft zu erhalten. Euere Exzellenz haben andere Fragen 
an uns gestellt, die wir im Laufe der Erörterung beantworten werden. 
Die erste Frage ist die, ob dadurch, daß die Divisionen vom Osten herüber- 
gezogen werden, die Front im Westen so gestärkt werden kann, daß man auf ein 
längeres Durchhalten rechnen darf. 
Die zweite Frage geht dahin, ob durch stärkere Zuführung von Truppenmaterial
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.