Das Friedens- und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 577
als kriegführende Macht assoziiert ist, mit dem Vorschlag übermittelt, falls diese Re-
gierungen geneigt sind, den Frieden zu den angebotenen Bedingungen und Grundsätzen
herbeizuführen, ihre militärischen Ratgeber und die der Vereinigten Staaten einzu-
laden, den gegen Deutschland assoziierten Regierungen die notwendigen Bedingungen
für einen Waffenstillstand zu unterbreiten, der die Interessen der betreffenden Völker
völlig wahren und das unbeschränkte Recht der assoziierten Regierungen zur Sicherung
der Einzelheiten des Friedens gewährleisten würde, mit denen die deutsche Regierung
sich einverstanden erklärt hat, vorausgesetzt, daß sie einen Waffenstillstand für möglich
halten. Die Annahme dieser Waffenstillstandsbedingungen durch Deutschland wird den
besten konkreten Beweis dafür bringen, daß es die Bedingungen und Grundsätze des
Friedens annimmt, aus denen die ganze Aktion ersprießt.
Der Präsident fühlt, daß er nicht aufrichtig wäre, wenn er nicht, und zwar in
möglichst klarer Form betonen würde, warum außerordentliche Sicherungen verlangt
werden müssen. So bedeutungsvoll und wichtig die Verfassungsänderungen zu sein
scheinen, von denen der deutsche Staatssekretär des Außern in seiner Note vom 20. Ok-
tober spricht, so geht daraus doch nicht hervor, daß die Grundsätze einer dem deutschen
Volke verantwortlichen Regierung jetzt bereits vollständig angenommen sind, oder daß
eine Bürgschaft besteht oder erwogen wird, damit die Systemänderung und die Durch-
führung der Maßregeln, über die jetzt teilweise eine Einigkeit erzielt worden ist, dauernd
sein werden. Außerdem tritt nicht gerade in Erscheinung, ob der Kern der gegen-
wärtigen Frage getroffen ist. Es ist möglich, daß künftige Kriege jetzt unter Kontrolle
gestellt worden sind. Aber der gegenwärtige Krieg war es nicht. Und um den gegen-
wärtigen Krieg handelt es sich. Es ist klar, daß das deutsche Volk kein Mittel besitzt,
um zu befehlen, daß sich die deutschen Militärbehörden dem Volkswillen unterordnen,
daß die Macht des Königs von Preußen, die Politik des Reiches unter seiner Kontrolle
zu halten, noch unzerstörbar ist, daß die entscheidende Initiative noch immer bei denen
liegt, die bis jetzt die Herrscher in Deutschland waren.
In dem Gefühl, daß der ganze Weltfrieden jetzt davon abhängt, daß klar ge-
sprochen und aufrichtig und klar gehandelt werde, betrachtet es der Präsident als seine
Pflicht, ohne irgendeinen Versuch zu machen, Worte, die als schroff gelten könnten, zu
mildern, auszusprechen, daß die Völker der Welt kein Vertrauen zu den Worten der-
jenigen hegen und hegen können, die bis jetzt die deutsche Politik beherrschten, und eben-
falls zu betonen, daß beim Friedensschluß und beim Versuche, die endlosen Leiden und
Ungerechtigkeiten dieses Krieges ungeschehen zu machen, die Regierung der Vereinigten
Staaten mit keinem andern als mit den Vertretern des deutschen Volkes verhandeln
kann, welche bessere Sicherheiten für eine wahre verfassungsmäßige Haltung bieten, als
die bisherigen Beherrscher Deutschlands.
Wenn mit den militärischen Beherrschern und monarchischen Autokraten Deutsch-
lands jetzt verhandelt werden muß, kann und muß es nur die Aussicht haben, daß
wir später auch mit ihnen bei der Regelung der internationalen Verpflichtungen des
Deutschen Reiches zu tun haben werden. Dann kann Deutschland über keine Friedens-
bedingungen verhandeln, sondern muß sich ergeben. Diese wesentlichen Dinge können
nicht unausgesprochen bleiben.
Genehmigen Sie den Auedruck meiner besonderen Hochachtung.
« gez. Lansing.
22.
Telegramm des Generalfeldmarschalls vom 24. Oklober abends 10 Uhr.
Zur Bekanntgabe an alle Truppen.
Wilson sagt in seiner Antwort, er wolle seinen Bundesgenossen vor-
schlagen, in Waffenstillstandsverhandlungen einzutreten. Der Waffenstill-
stand müsse aber Deutschland militärisch so wehrlos machen, daß es die
Urkunden der Obersten Heeresleltung 19106—1918. 37