596 XXIV. Militärische Schriften
Dem muß der Stellungsbau Rechnung tragen.
Die Anlagen müssen das Zusammenhalten, Führen und Versorgen der Truppen
erleichtern, dürfen aber nicht massiert werden. Befehls= und Nachrichtenverbindungen
sowie rückwärtige Verbindungen sind besonders sorgfältig auszubauen. Zwischen den
einzelnen Anlagen hindurch müssen Gegenstöße moglich sein. Wechselstellungen sind
für alle Waffen, auch für Befehls= und Nachrichtenanlagen, vorzusehen.
II. Die Kampfzonen. 7. Im gewöhnlichen Stellungskrieg müssen
die vordersten Verteidigungsanlagen der Infanteriestellung den Anforderungen des
laufenden Kampfes Rechnung tragen, d. h. sie müssen gegen Uberraschungen bei
schwächstem Kräfteeinsatz sichern und der Besatzung Deckung gegen Sicht und Feuer
sowie erträgliche Lebensbedingungen (Möglichkeit der Bewegung, Versorgung und
Unterkunft) gewähren.
8. Die Lage der vordersten Kampfzone entspricht nicht immer den Anforderungen
des Großkampfes. Unabhängig von dem Verlauf der im gewöhn-
lichen Stellungskrieg zu haltenden Kampfzone ist daher
frühzeitig die Lage derjenigen Kampfzone, in der die Ab-
wehr stärkster Angriffe durchzuführen ist (Großkampfzone),
fest zulegen. Dies erfolgt ohne Rücksicht auf Aufgabe von Gelände lediglich nach
den in Ziff. 1 gegebenen Gesichtspunkten.
Großtampfszone und Kampfzone des gewöhnlichen Stellungskrieges können zu-
sammentfallen. Cs ist jedoch erwünscht, letztere als Vorfeldzone zu benutzen und
entsprechend auszubauen und die Großkampfzone weiter rückwärts zu wählen.
Unter Umständen tann es sich empfehlen, eine Vorfeldzone durch Angriff zu gewinnen.
Vorfeldzonen verwehren dem Gegner den Einblick in das eigentliche
Kampfgelande, erleichtern dessen Ausbau und die Organisation der Verteidigung in
ihm. Eine Vorfeldzone liegt gunstig, wenn sie den Gegner zwingt, zu ihrer Wegnal-.ne
starke Krafte und Kampfmittel einzusetzen, die dann beim Hauptangriff fehlen werden.
Dieser wird außerdem dadurch verzogert und erschwert, daß die eigentlichen Angriffs-
vorbereltungen erst nach Besitznahme des Vorgelandes durchgeführt werden konnen.
Lage und Ausbau der Vorfeldzone müssen auch diesen Ausgaben Rechnung tragen.
Vorfeldzone und Großtampfzone liegen — je nach dem Gelande — unmutelbar
hintereinander und gehen ineinander über, oder es kann ein mehr oder weniger großer
Abstand zwischen ihnen sein.
Ersteres ist gunstiger, weil dadurch Kampfführung und rechtzeitige Räumung des
Vorfeldes erleichtert werden.
Ein grundsätzlicher Unterschied im Ausbau der Vorfeld-
zone und der Großkampfzone besteht nur insofern, als die
Anlagen der Großkampfzone noch sorgfältiger ausgebaut
und zahlreicher sein müssen.
9. Hinter der Großkampfzone ist wenigstens eine rückwärtige Kampf-
zone, für die gleiche Grundsatze gelten, erwunscht. Der Abstand ist so zu bemessen,
daß ein gleichzeulger Artillerieangriff auf beide Kampfzonen ausgeschlossen ist; er wird
also von der vordersten Grenze der Großkampfzone wenigstens 3 km betragen.
Die rückwärtigen Kampfzonen haben die Aufgabe, einem Gegner, der durch die
vorderen Kampfzonen und das Zwischengelände in breiter Front durchgebrochen sein
sollte, Halt zu gebieten. Man wird sich hier zunächst mit einfachen Anlagen begnügen
können.
Übungsplätze bzw. Übungswerke hinter der Front sind nach taktischen Gesichts-
punkten so anzulegen, daß sie in das Stellungssystem einbezogen werden können.
III. Die Auswahl der Kampfzonen. 10. Maßgebend für die Wahl
des allgemeinen Verlaufs der Stellungen und Linien ist die
Rücksicht auf die rückwärtigen Verbindungen sowie auf die
eigene und die feindliche Artillerie. Das Schußfeld ist von
geringer Bedeutung.