608 XXIV. Militärische Schriften
der Pioniere und der Verkehrstruppen zu den einzelnen Abschnitten für die Dauer
der Schlacht ist ein weiteres Mittel für die Erhaltung der Stetigkeit in der Führung.
Da aber anderseits nur eine begrenzte Zahl von Einheiten von einer höheren
Stelle aus geführt werden kann, wird sich ein Einschieben weiterer A. O. Ks.
und Generalkommandos nicht immer vermeiden lassen. Einem A. O. K.
werden vier bis sechs Generalkommandos, diesen je drei bis vier Divisionen vorderer
Linie zu unterstellen sein.
8. Den Generalkommandos fällt die straffe Organisation und
Führung der Verteidigung nach den Anweisungen des A. O. K. zu, das
wiederum seine Weisungen von der Heeresgruppe erhält. Sie bestimmen die Kampf-
führung im allgemeinen. Sie sorgen im besonderen für die gegenseitige artilleristische
und infanteristische Unterstützung der Divisionen. für die Sicherung an den Dioisions-
grenzen, für Einweisung, Bereitstellung und richtigen Einsatz der Eingreifdivisionen
und sonstiger Reserven. Ferner stellen sie die Versorgung der kämpfenden Truppen
mit Kampfmitteln, Baustoffen, Verpflegung usw. sicher. Genkdo, und A. O. K. be-
dürfen hierzu eines bodenständigen Rahmens, der mit Personal und Gerät aufgefüllt
wird, wenn die Schlacht bevorsteht.
Dioisionen. 9. Die Infanteriedivisionen vorderer Linie
(Stellungsdivisionen) führen den Kampf; in ihrem Abschnitt
ist ihnen im Rahmen der Gruppe die erforderliche Selbständigkeit zu be-
lassen. Ihre Aufgabe ist die unmittelbare Gefechtsführung und die Sicherstellung
des Zusammenwirkens der Waffen für Nah- und Fernaufgaben nach den ihnen zu-
gegangenen Weisungen.
Die Divisionsabschnitte müssen wesentlich schmaler als im gewöhnlichen Stellungs-
krieg gemacht werden. Das bedingt die Einschiebung neuer Divisionen.
Ein bestimmtes Maß für die Breite des Gefechtsabschnittes einer Infanterie-
division läßt sich nicht angeben, sie richtet sich nach der Gefechtslage und dem Gelände.
Eine zu weit gehende Verschmälerung zersplittert und erschwert die Gefechtsführung
und die Ausnutzung der Flankierungsmöglichkeiten, namentlich hinsichtlich der Artillerie.
Es ist auch zu erwägen, daß an den Abschnittsgrenzen ebensoviele schwache Stellen
entstehen, und daß in den langen schlauchartigen Divisionsstreifen die Aufstellung der
Artillerie und der Infanteriereserven, der Verkehr, die Unterkunft und alle Ein-
richtungen in erschwerender Weise eingeengt werden. Alle diese Nachteile treten
verschärft in die Erscheinung, wenn die Gefechtsstreifen nicht senkrecht zur Stellung
laufen. Zu schmale Divisionsabschnitte führen zudem erfahrungsgemäß leicht zu über-
mäßig starker Besetzung der vorderen Linien.
Zudem erschwert ein Festlegen vieler Divisionen in einer Angriffs-
front Truppenverschiebungen im großen und ist bedenklich, wenn der Feind die An-
griffsstellen wechselt (ugl. Ziff. 3). Der Verteidiger wird mit seinen Reserven zu spät
kommen, wenn diese erst durch Herauslösen aus der Front gewonnen werden müssen.
Es ist daher ernste Pflicht der Heeresgruppenkdos., A. O. Ks. und Genkdos., nur
soviel Divisionen in die Kampffront einzusetzen, als unbedingt nötig sind, und hinter
der Front möglichst viele geschlossene Divisionen bereitzustellen; sie dienen gleichzeitig
als Eingreifdivisionen und zur Ablösung ermüdeter Divisionen aus der Front.
Anderseits verlangt die Abwehrschlacht eine so tiefe Gliederung der
Divisionen in sich, daß nicht jeder schwere Kampf den Einsatz neuer Diovisionen
nötig macht. Ohne ein Verbleiben der Dioisionen in ihren Abschnitten für eine gewisse
Zeit ist die Stetigkeit der Gefechtsführung nicht gewährleistet und kann auch den
zurückgezogenen Divisionen nicht die nötige Zeit zur Ruhe gegeben werden. Dadurch
ist der Breite der Divisionsabschnitte eine Grenze gezogen.
Die Divisionsabschnitte auf den Kampffronten einer Ab-
wehrschlacht werden daher im allgemeinen eine Breite von etwa
2500 m bis über 3000 m haben: sie kann um so größer sein, je weiter die Aus-
stattung der Divisionen mit M. G. vorgeschritten ist.