Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

610 XXIV. Militärische Schriften 
  
  
15. Die Kraft der Stellungsdivisionen wird nach kürzerer Zeit verbraucht sein. 
Ihre Ablösung muß nach einem auf lange Zeit hinaus berechneten Ablösungsplan 
erfolgen. Die Lage kann indessen dazu zwingen, daß ein Verband früher als an- 
genommen durch einen anderen ersetzt werden muß. Gleichzeitige Ablösung mehrerer 
benachbarter Divisionen ist nicht zweckmäßig. 
Dies gilt vor allem für die Infanterie. Die übrigen Teile der Dioisionen 
werden einer gleich schnellen Ablösung nicht bedürfen; auch führt gleichzeitige Ablösung 
der Infanterie und Artillerie zu erheblichen Störungen in der Kampftätigkeit. Mit 
Rücksicht auf die Bedeutung, die die Wahrung der Verbände für die Kampfführung 
hat, ist es aber notwendig, alle Teile einer Division zu vereinigen, sobald diese eine 
Verwendung an anderer Stelle finden soll. Dieser Forderung müssen die höheren 
Führer dauernde Aufmerksamkeit zuwenden. 
Die Ablösung und Wahrung der Kriegsgliederung einer Diodision 
wird wesentlich erleichtert, wenn mehrere Infanterie-Divisionen in ein gegenseitiges 
Ablösungsverhältnis zueinander gebracht werden. Ein solcher Einsatz kommt auch der 
Kampfführung aller Waffen zugute und gibt die Möglichkeit, breitere Abschnitte zu 
wählen. 
16. Eingreifdivisionen sind besonders lange in ihrer Tätigkeit zu erhalten, 
sie sind besonders sorgfältig für den Angriff auszubilden. Die Einschulung in ihre 
vielseitige Tätigkeit erfordert mehr Zeit als die Ablösung einer Kampffront. Es ist 
nicht zweckmäßig und meist auch nicht nötig, sie eben so schnell wie die Stellungs- 
divisionen zu wechseln. 
17. Die außerhalb der eigentlichen Kriegsgliederung der 
Divisionen stehenden Truppen und Formationen — vor allem 
Verstärkungen an Artillerie, an Pionier-, Fernsprech-, Funker= und Fliegerformationen, 
Brieftaubeneinrichtungen sowie Armierungstruppen und das Personal der Wirtschafts- 
einrichtungen — sind, solange es der Kräfteverbrauch zuläßt, bodenständig zu halten. 
Ihre rechtzeitige Ablösung darf aber keinesfalls versäumt werden. Es ist eine der 
wichtigsten Aufgaben der Heeresgruppenkdos. und A. O. Ks. hierfür zu sorgen. 
Stabsquarkiere, Gefechtsstände. 18. Die Stabsquartiere der General- 
kommandos und der Divisionen mit all ihren umfangreichen Einrichtungen für die 
Gefechtsleitung und den Verbindungsdienst müssen so weit zurückliegen, daß sie nicht 
durch das bei Beginn des Angriffs mit Sicherheit einsetzende feindliche Fernfeuer 
oder durch kleine feindliche Fortschritte zum Wechsel des Aufenthalts gezwungen werden. 
Dadurch würden alle mühsam hergestellten Verbindungen unterbrochen werden. Die 
Entfernung des Stabsquartiers von der vorderen Kampflinie wird 10 bis 15 km oder 
mehr betragen müssen. Noch größere Entfernungen sind für Divisionen unerwünscht, 
da die Verbindung von Führung und Truppe dadurch sehr erschwert wird. 
19. Jeder Truppenführer ist verpflichtet, durch eigene Erkundung sich dauernd 
eingehende Kenntnis über die Eigenart des Geländes und der Stellungen in seinem 
Gefechtsstreifen zu verschaffen. Nur dann ist er in der Lage, den Kampf richtig zu 
leiten und die notwendige persönliche Fühlung mit der Truppe zu behalten. Die 
Einrichtung sogenannter Gefechtsstände für höhere Stäbe ist jedoch nur zweck- 
mäßig, wenn sie dem Führer einen guten Überblick über das Gefechtsfeld seines Ver- 
bandes und ausreichende Gewähr für die Aufrechterhaltung der Fernsprechverbindungen 
nach vorwärts und rückwärts bieten. Sonst genügt es, wenn A. O. K., General- 
kommando und Division über Fernwarten verfügen, von denen aus sie selbst oder 
Offiziere ihres Stabes das Gefecht beobachten, während die eigentliche Leitung der 
Kampfhandlung von den Stabsquartieren aus erfolgt. 
Aufklärungs- und Nachrichtendienst. 20. Schnelle Aufklärung der Lage beim 
Feind und bei den eigenen Truppen und schnelle Ausnutzung der Aufklärungsergebnisse 
sind für den Ausgang der Schlacht von hoher Bedeutung. 
Es kommt zunächst darauf an, die feindlichen Vorbereitungen (s. Ziff. 4), 
die Ausdehnung des feindlichen Angriffs und seinen Beginn, später Verschiebungen
	        
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