Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

612 XXIV. Militärische Schriften 
  
  
notwendig, damit die Verwertung der Nachrichten (z. B. Beschießung durch Artillerie) 
sofort eintreten kann. 
26. Die Zusammenstellung der Aufklärungsergebnisse in 
Karten der verschiedensten Arten und Maßstäbe und ihre Verteilung wird im großen 
in Verbindung mit den Kartenstellen und den Vermessungsabteilungen bei den Gene- 
ralkommandos und Armee-Oberkommandos bearbeitet. Ebenso geben untere Stellen 
— Dioisionen, Artillerie-Kommandeure, unter Umständen selbst Regimenter und Ba- 
taillone — für ihre Zwecke besondere Karten und Umdruckskizzen auf Grund der Auf- 
klärungsergebnisse heraus. Ein Übermaß an verschiedenerlei oder dauernd instandzu- 
haltenden Karten ist zu verbieten. 
C. Die Einzelwassen. 
I. Jufanterie. 27. Die infanteristische Verteidigung muß dem 
Umstand Rechnung tragen, daß selbst guter Ausbau und starke Besetzung 
starrer Linien keine sichere Gewähr für ein Abweisen feind- 
licher Angriffe bieten. Hat der Gegner eine Stellung und ihre Besetzung 
erkannt, so kann er sie, wenn er genügend Munition aufwendet, stets zusammentrom- 
meln. Dagegen ist er nicht in der Lage, größere Flächen gleich- 
mäßig und dauernd mit Munition so zuzudecken, daß jeder 
Widerstand erstickt wird. 
Anderseits genügen wenige Gewehre und Maschinengewehre, wenn 
sie bis zum Sturm gefechtsfähig erhalten werden und rechtzeitig zum Feuern kommen, 
um selbst stärkere feindliche Angriffe abzuweisen. 
Schließlich ist zu berücksichtigen, daß der Angreifer um so mehr in 
nicht vorherzusehende Lagen kommt, je tiefer er in die Stel- 
lung des Verteidigers eindrin gt. Unerwarteter Widerstand, vor allem 
Flankierung, Hindernisse, plötzliche Angriffe, Verluste, Versagen der Befehlsverbin- 
dungen und der Artillerieunterstützung werden ihn um so mehr in Verwirrung bringen, 
je mehr der Verteidiger das Kampffeld in dieser Erkenntnis ausbaut, besetzt und 
benutzt. · 
Auf vorstehende 3 Punkte gründen sich Stellungsbau, Kräfteverteilung und 
Kampfführung. 
Stellungsbau. 28. Die Stellungen der Infanterie sollen 
a) die Besatzung und die Reserven möglichst gefechtsfähig 
erhalten. Hierzu dienen vor allem die Unterstände. Sie bilden das Rück- 
grat der Stellung: 
b) sichere Sturmabwehr gestatten. Hierfür sind am wichtigsten: 
Hindernisse, Beobachtungsstände und Maschinengewehrstände; 
c) zähe, schritt weise Verteidigung und Wiedereroberung 
verloren gegangener Teile ermöglichen. Dies bedingt Tiefengliederung 
und Ausnutzung aller Flankierungsmöglichkeiten im Innern der Stellung und im 
Hintergelände sowie Beobachtungseinrichtungen daselbst. 
Am wichtigsten ist der Bau der Unterstände. Stets ist schußsichere Unter- 
bringung aller Reserven auch im vorderen Kampfgelände anzustreben, 
während dies für die vordersten Postierungen meist nicht möglich ist, da tief- 
minierte Unterstände in vorderer Linie nach Beseitigung der Hinder- 
nisse Menschenfallen sind. Damit sie nicht im Drange der Schlacht benutzt werden, 
müssen sie rechtzeitig unbrauchbar gemacht werden. Wird eine frühere Unterstands- 
linie im Laufe des Kampfes zur vorderen Linie, so sind auch in diesem Fall die vor- 
dersten tiefminierten Unterstände zu zerstören, falls nicht ein starkes Hindernis die 
Gewähr gibt, daß die Besatzung rechtzeitig aus den Unterständen herauskommt. 
Jemehr Anlagen aller Art im übrigen vorhanden sind, je 
mehr sie im Gelände verteilt sind, und je weniger sie vom 
Feinde von der Erde und aus der Luft erkannt werden, um so
	        
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