Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Die Abwehr im Stellungskriege 615 
  
  
36. Das Gerippe der Besetzung bilden die Maschinengewehre. 
Die schweren Maschinengewehre werden unter Zuweisung von kleinen 
Infanterietrupps tiefgegliedert und meist flankierend in den Anklam- 
merungspunkten möglichst versteckt derart eingesetzt, daß alle Gräben und jeder Punkt 
im Zwischengelände vorwärts und rückwärts der eigenen vorderen Linie unter flankie- 
rendem und sich kreuzendem Maschinengewehrfeuer liegt. Rückwärtige Maschinen- 
gewehre greifen in das Gefecht in der vorderen Kampfzone durch direktes oder in- 
direktes Fernfeuer ein. 
Am weitesten rückwärts (1 bis 3 km hinter der vordersten Linie) ist die 
Tiefenzone der schweren Maschinengewehre der Scharf- 
schützenabteilungen einzurichten. Sie ist bestimmt, einen feindlichen Durch- 
bruch aufzufangen und bildet in der Regel die unmittelbare Sicherung vorwärts der 
vordersten Artilleriestellungen. 
Ein Teil der in der Tiefenzone eingesetzten Maschinengewehre ist von vorn- 
herein zur Bekämpfung niedrig fliegender feindlicher Flieger 
zu bestimmen, im Gelände gut gedeckt für diese Aufgabe geeignet aufzustellen und stets 
schußbereit zu halten. Zusammenwirken mehrerer Maschinengewehr-Gruppen ist von 
ausschlaggebender Bedeutung. Mit Einsetzen des Infanteriekampfes und dem damit 
verbundenen Auftreten zahlreicher Infanterieflieger muß jede Maschinengewehr- 
Gruppe, die nicht durch die Abwehr des feindlichen Infanterieangriffs in Anspruch ge- 
nommen ist, zur Fliegerbekämpfung in der Lage sein. 
Zugweise Verwendung der schweren Maschinengewehre ist die Regel, 
weil sonst die Dienstaufsicht fehlt, die allein gute Beobachtung und rechtzeitige Gefechts- 
bereitschaft verbürgt. Die Maschinengewehrmannschaften werden durch die Zuteilung 
von Infanteristen nicht von der Pflicht entbunden, selbst für Beobachtung, Verbindung 
und rechtzeitige Gefechtsbereitschaft zu sorgen. 
Die leichten Maschinengewehre bleiben bei der Truppe. Sie werden 
zum kleineren Teil auf die Besatzung der vorderen Linien, zum größeren Teil auf die 
zum Gegenstoß bereitgestellten Bereitschaften und Reserven, auf die Befehlsstellen und 
auf die Sicherheitsbesatzungen verteilt. 
37. Die Masse der Infanterie ist im Kampffeld in großer Tiefe zu verteilen. 
Für die Gliederung der Infanterie einer Divovision ist es als 
Regel anzusehen, daß die drei Infanterie-Regimenter flügelweise eingesetzt werden. 
Innerhalb des Regiments hat sich die Dreiteilung in Kampfbataillon, Bereitschafts- 
bataillon, Reservebataillon am besten bewährt. 
Das Kampfbataillon kann bei breiten Abschnitten alle vier Kompagnien 
nebeneinander eingesetzt haben, die Kompagnien in sich in mehreren Linien tief ge- 
gliedert (500 bis 1000 m tief je nach Gelände und Breite des Abschnitts). 
Das Bereitschaftsbataillon steht dahinter im Gelände nach Tiefe und 
Breite verteilt gleichfalls in Gefechtsgliederung. 
Am weitesten rückwärts wird das Reservebataillon so lange wie möglich 
für Ruhe und Ausbildung zurückgehalten. Steht Großkampf bevor, so ist es für er- 
höhte Gefechtsbereitschaft an vorher erkundete Stellen vorzuziehen. 
Sicherheitsbesatzungen werden meist dem Kampf- oder dem Bereit- 
schaftsbataillon entnommen. 
Vorstehende Gliederung ist keinesfalls als starre Form anzusehen. Es kann 
auch notwendig sein, nur zwei Regimenter einer Division oder von einzelnen Regi- 
mentern mehr als ein Bataillon in vorderer Linie oder vom Kampfbataillon nur zwei 
oder drei Kompagnien nebeneinander einzusetzen. Jede Gliederung ist be- 
rechtigt, die dem Gefechtszweck, dem Gelände und der Lage des 
seindlichen Artilleriefeuers angepaßt und für langes Aus- 
halten einer Truppe in der Stellung günstig ist. 
Kampfführung. 38. Der Angreifer wird zunächst durch kürzeres oder 
längeres Vorbereitungsfeuer die Verteidigungsstellungen zu zerstören und ihre Be- 
satzung zu zermürben suchen.
	        
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