Die Abwehr im Stellungskriege 625
wendigerweise eine erhebliche Starrheit an. Seinen Aufgaben entsprechend
muß es so dicht wie artilleristisch möglich an die eigene Infanterie heran-
gezogen werden, außerdem muß es möglichst lückenlos die ganze voraussichtliche
Angriffsfront decken.
Die Abgabe des Sperrfeuers ist in erster Linie die Aufgabe der leichten Artillerie.
Nur wo diese nicht ausreicht, sind Teile der schweren Artillerie zum Sperrfeuer heran-
zuziehen. Ob das Feuer im Az., Bz. oder gemischten Feuer abzugeben ist, entscheiden
die Beobachtungs-, Witterungs= und Geländeverhältnisse. Gasfeuer ist wegen der
Eigenart der Gaswirkung und ihrer besonderen Voraussetzungen zum Sperrfeuer
nicht geeignet.
Stellt sich der Feind so dicht vor der eigenen Linie zum Sturm bereit, daß das
Sperrfeuer die eigene Infanterie gefährdet, so muß das Beschießen der Bereitstellung
den Minen= und Granatenwerfern und der Infanterie überlassen werden. Das Sperr-
feuer der Artillerie kann dann nur die Aufgabe erfüllen, die vordersten Sturmwellen
von ihren Unterstützungen abzuschneiden.
Jede Untergruppe erhält einen besonderen Sperrfeuerstreifen, den sie auf ihre
Batterien verteilt. Werden Batterien herausgezogen oder fallen sie aus, so ist Neu-
regelung der Sperrfeuerstreifen zunächst innerhalb der Untergruppen, gegebenenfalls
aber auch in den höheren Verbänden nötig. Dasselbe gilt bei Veränderung der
Kampffront.
Frontales Feuer bildet die Regel. Überlagerung ist hierbei erwünscht, damit bei
Ausfall nicht zu große Lücken entstehen. Kreuzendes und flankierendes Feuer ist
meist schwierig einzurichten, auch wächst die Gefahr des Beschießens der eigenen In-
fanterie hierbei erheblich, so daß es trotz seiner günstigen Wirkung selten anzuwenden
sein wird.
Für den Fall, daß die eigene Front nicht angegriffen wird, ist Unterstützung des
Nachbarabschnittes vorzusehen. Hierbei müssen Vorbereitungen in ähnlicher Weise,
wie für Vernichtungsfeuer getroffen sein, auch sind exerziermäßige Übungen dazu er-
forderlich.
Das Sperrfeuer ist stets räumlich und zeitlich einzuschränken, da der Munitions-
aufwand selten im richtigen Verhältnis zur positiven Wirkung steht. Die Infanterie
muß so erzogen werden, daß sie Sperrfeuer nur bei wirklichen Angriffen anfordert.
Je wirksamer die sonstigen artilleristischen Aufgaben gelöst werden, je planmäßiger
vor allem das Vernichtungsfeuer einsetzt, desto seltener wird das Sperrfeuer nötig
werden.
Erkannte Sperrfeuerbatterien werden leicht vorzeitig vernichtet. Den Versuchen
des Angreifers gegenüber, das Sperrfeuer des Verteidigers herauszulocken, um die
Aufstellung der Batterien zu erkennen und sie zu zerstören, ist Vorsicht geboten.
Stets ist zu bedenken, daß das Sperrfeuer allein selten durchschlagend wirkt.
Ein tatkräftiger Angreifer wird stets das Sperrfeuer durchlaufen können. Die In-
fanterie muß deshalb bei Losbrechen des feindlichen Angriffs sich auf sich selbst und
ihre eigenen Waffen (Maschinengewehre, Gewehre, Nahkampfwaffen) verlassen und
darf von der Artillerie nur eine allerdings sehr wertvolle Unterstützung erwarten.
55. Eine besondere Bedeutung kommt bei der Sturmabwehr der Bekämpfung
der feindlichen Panzerkraftwagen zu.
Das auf Mulden, Wegen und auf den feindlichen Stellungen liegende Ver-
nichtungs= und Sperrfeuer wird wahrscheinlich durch die Masse des Feuers vielfach
die Panzerkraftwagen zum Halten bringen, so daß nur einzelne an und in unsere
Linien gelangen werden.
Gegen diese wird die Bekämpfung durch Infanterie- und Nahkampfgeschütze
(Infanteriegeschütze oder vorgezogene leichte Geschütze), die mit direktem Schuß auf
nahe Entfernungen feuern, durchgeführt. Sie sind dazu mit einem Sondergeschoß
ausgerüstet. Wichtig ist, daß diese Geschütze nicht zu nahe der vordersten Kampfzone
Urkunden der Obersten Heeresleitung 1916— 1918 10