Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Die Abwehr im Stellungskriege 633 
  
  
rung des Geräts bei jeder Gelegenheit, keine übermäßige Beanspruchung — ist der 
größte Wert beizumessen. Nur wenn hier nichts versäumt wird, kann die höhere 
Führung in Zusammenarbeit mit der Heimat die Kampfkraft des gesamten Heeres 
dauernd auf der erforderlichen Höhe halten. 
III. Minenwerfer. 74. Minen werfer können die Wirkung der leichten 
und schweren Artillerie gegen Grabenziele, feindliche Infanterie, Tanks und feindliche 
Minenwerfer ergänzen, stellenweise ersetzen. Ihre Eigenart, die im Vergleich zur 
Artillerie in den geringen Schußweiten und den großen Sprengladungen liegt, birgt 
in sich die Vorteile kleiner Streuungen und leichter, räumlich naher Zusammenarbeit 
mit der Infanterie, dagegen die Nachteile des schwierigen Munitionsersatzes und der 
Aufstellung im Bereich der Masse des feindlichen Artillerie= und Minenfeuers. Im 
übrigen regelt sich die Verwendung der Munition vielfach nach ähnlichen Gesichts- 
punkten wie die der Artillerie. 
75. Als Vorbereitung auf die Abwehrschlacht sind zahlreiche 
Stellungen für Minenwerfer, möglichst mit schußsicheren Mannschafts= und Munitions- 
stollen oder Betonräumen, zu schaffen. Die Werfer selbst sind in der Regel in offenen, 
nur gegen Flieger gesicherten Ständen einzubauen; sie finden den besten Schutz gegen 
feindliches Feuer in beweglicher Verwendung und häufig wechselnder Aufstellung. Die 
Bestände an Werfern und an Munition sind frühzeitig zu vermehren. 
In der Aufstellung ist den Minenwerfern nach Breite und Tiefe eine gruppen- 
weise Gliederung — ähnrlich wie die schachbrettförmige Verteilung der Ma- 
schinengewehre — zu geben. Für die Entfernung vom Feind ist möglichst die günstigste 
Schußweite zu wählen, der vorderste Graben aber ganz zu vermeiden und auch statt 
der rückwärtigen Gräben besser ein eigener Stichgraben, ein großer Trichter, ein Steil- 
abfall oder ein ähnlicher unauffälliger Punkt als Aufstellungsplatz zu wählen. In- 
fanterieschutz ist meist notwendig. 
76. Die leichten Minenwerfer sind ausgiebig zur Verdichtung des Sperr- 
feuers und des Vernichtungsfeuers heranzuziehen. Bei besonders günstigen Gelände- 
oder Einbauverhältnissen können auch einzelne mittlere und selbst schwere Werfer 
das Sperrfeuer oder das Vernichtungsfeuer wirkungsvoll verstärken. 
77. Die mittleren und schweren Minenwerfer, besonders der 
neuen Art, sind zum Kampf gegen die feindlichen Minenwerfer besonders geeignet. 
Sie müssen diesen Kampf, der der Batteriebekämpfung der Artillerie ähnlich ist, stets 
aufnehmen, wenn vor Beginn und während des Kampfes die genügende Zahl von 
Minen herangebracht werden kann. Andernfalls ist der Kampf zu vermeiden und die 
Feuerkraft bis zur Infanterieschlacht aufzusparen. 
Wenn sowohl Geländedeckungen (Hinterhänge, Steilabfälle) wie starke, in ruhiger 
Zeit geschaffene Einbauten fehlen, werden die mittleren und schweren Minenwerfer 
vor oder bei Beginn des Artilleriekampfes aus der dem feindlichen Zerstörungsfeuer 
am meisten ausgesetzten ersten Kampfzone besser in Zwischen= und rückwärtige 
Stellungen zurückgezogen, um von hier aus im Falle eines feindlichen Einbruchs die 
unter Ziff. 74 genannten Aufgaben zu übernehmen. 
Bei feindlichem Einbruch muß jede Minenwerferbedienung bereit und durch ihre 
Ausrüstung und Ausbildung in der Lage sein, ihre Werfer im Nahkampf selbst zu 
verteidigen, so daß die Werfergruppen zu Anklammerungspunkten werden. 
78. Die beste Verwendung finden die Minenwerfer, die in erster Linie Angriffs- 
waffe sind, auch in der Abwehrschlacht bei Gegenangriffen oder bei vor- 
beugenden Teilangriffen und Patrouillenvorstößen. Schneller 
als der weiter abstehende Artillerist kann der Minenwerfer Hand in Hand mit den 
Infanterie-Unterführern die Lage der Nahziele klären, sich einschießen, das Feuer zu- 
sammenfassen, in enger Übereinstimmung mit dem Granatwerferfeuer der Infanterie 
einen Sturm mit beschränktem Ziel vorbereiten und das gewonnene Sturmziel ab- 
riegeln.
	        
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