Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Der Angriff im Stellungskriege 669 
  
  
in einer Stunde wird im allgemeinen eine sehr gute Leistung 
sein. Daraus folgt, daß bei kurzem Vorbereitungsschießen (1 bis 2 Stunden und 
weniger) die Zerstörung aller feindlichen Kampfgräben ufw. die 
Verwendung uferloser Batteriemassen bedingen würde. 
Eine solche völlige Zerstörung ist aber auch nicht nötig. Sind 
die Gräben zerstört, so hält sich der Feind im Trichtergelände. Man kann sich damit 
begnügen, die wichtigsten Anlagen (Flankierungsgräben, Schnittpunkte von Verkehrs- 
gräben, Hindernisse an den Stellen, wo der Angreifer durch will usw.) zu zerstören. 
Je schwächer die Besetzung ist, je mehr auf Überraschung gerechnet werden kann, desto 
geringer werden die reinen Zerstörungsaufgaben sein. 
Auch die Beschießung des Zwischengeländes (Siff. 40 b) wird nicht 
jeden lebenden Widerstand vernichten können. Sie soll dem Feind nur Verluste bei- 
bringen, ihn niederhalten und moralisch erschüttern. Sie soll ihm ferner Beobachtung 
und Verbindung rauben, so daß er schließlich durch den Augenblick des Infanterie- 
angriffs überrascht, verwirrt und außer Zusammenhang mit seinem Führer den Ent- 
schluß zum spannkräftigen Widerstand nicht findet. 
Es wird also, besonders wenn das Vorbereitungsfeuer nur kurz ist, im wesent- 
lichen moralische Wirkung angestrebt (ogl. Ziff. 40 f und Ziff. 44). Der Erfolg 
hängt davon ab, daß die Angriffsinfanterie die erreichte moralische Wirkung nicht 
abflauen läßt, sondern sie sogleich ausnutzt. Nur selten wird der Infanterie 
der Nahkampf dadurch völlig erspart werden; dieser wird 
aber leicht sein, wenn die Infanterie rücksichtslos scharf zu- 
faßt und so schnell nachdrängt, daß sie gleichzeitig mit den 
letzten eigenen Schüssen vor dem Verteidiger steht (ogl. Ziff. 60). 
12. zu Ziff. 42: Das genaue Einschießen kann durch Vorbereitungen 
hinter der Front (Erschießen der besonderen Einflüsse, kartenmäßige Festlegung der 
Batteriestellungen und der Ziele, rechnerische Ausschaltung der Tageseinflüsse, Fest- 
legung der Seitenrichtung durch Geschütze der Stellungsartillerie) wesentlich verkürzt, 
teilweise ganz ersetzt werden. Dies bedeutet eine erhebliche Vereinfachung der für den 
Feind auffälligen artilleristischen Vorbereitungen und erleichtert so die Überraschung. 
Versuche hierüber sind noch im Gang. Das Ergebnis wird mitgeteilt werden. 
13. Zu Ziff. 45: Über die Feuerwalze bestehen Unklarheiten. 
a) Teilnehmende Batterien: Von der gesamten Angriffsartillerie 
kommen die bespannt bereitgehaltenen Begleitbatterien (Ziff. 47) für die Feuerwalze 
nicht in Betracht. Außerdem müssen Überwachungsbatterien (Ziff. 49) ausgeschieden 
werden, und schließlich muß die Bekämpfung der Artillerie (Ziff. 39) und der Ziele nach 
Ziff. 41 sowie von Stützpunkten und von Geländeteilen, die nicht frontal angegriffen 
werden (Ziff. 45, 6. Absatz), auch während des Vortragens des Infanterieangriffs auf- 
rechterhalten bleiben. Lediglich diejsenigen Batterien, die für die 
genannten, in erster Linie zu berücksichtigenden Zwecke nicht 
in Frage kommen, sind also für die Feuerwalze verfügbar. 
Von diesen Batterien sind Mörser und schwere Feldhaubitzen 
weniger geeignet, weil ihre Sprengstücke auch nach rückwärts zu weit fliegen. 
Mörser= und schweres Feldhaubitzenfeuer kann nahe vor der eigenen Infanterie liegen, 
während diese sich in Deckung befindet, es muß aber größeren Abstand haben, wenn 
die Infanterie sich vorbewegt. Einer Feuerwalze von Mörsern und schweren Feld- 
haubitzen kann die Infanterie nicht ganz dicht folgen. An Feldkanonen= und leichtes 
Feldhaubitzenfeuer kann und muß die Infanterie näher heranbleiben. 
b) Beschaffenheit der Feuerwalze. Auch wenn man auf 50 m Breite 
oder weniger je eine Batterie rechnet und die schießenden Batterien weit vorschiebt, 
wird die Feuerwalze infolge der natürlichen Streuungen, die durch schlechtes Schießen 
vergrößert werden, und infolge der Notwendigkeit, das schwere Feuer weiter vorzulegen, 
keine dichte Wand darstellen, sondern in einer Tiefe von einigen 100 m 
das Angriffsfeld bedecken.
	        
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