Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Der Angriff im Stellungskriege 677 
  
Kenntnis der Artillerie-Munition und ihrer Wirkungsweise ist von ausschlag- 
gebender taktischer Bedeutung und nicht nur für die Artillerie, sondern auch für die 
Infanterie-Führer und die Generalstabsoffiziere unbedingt nötig. Rechtzeitige 
Versorgung mit zweckentsprechender Munition gehört zu den 
wichtigsten Aufgaben des Generalstabs. Die Artillerie-Kom- 
mandeure und artilleristischen Berater sind darüber zu hören 
und haben auch von selbst Ratschläge zu erteilen. Scheinbar kleine, 
vielfach vorgekommene Fehler, z. B. Vergessen der Steckhülse (Schlagstifte) oder der 
„m. V.“, setzen Wirkung gegen die betr. Ziele auf ein Mindestmaß herab. Die wich- 
tigsten Punkte in dieser Beziehung werden demnächst in einer besonderen Zusammen- 
stellung zugehen. 
Nachschub. 19. Beim sonstigen Nachschub ist alles Entbehrliche auszu- 
schließen. Werden zu viel Truppen, Bagagen, Kolonnen auf eine Straße gesetzt, 
so entstehen mit Sicherheit Verstopfungen, die entscheidende Verzögerungen zur Folge 
haben können. 
Überwindung des Trichtergeländes macht Nachziehen der Bagagen und Kolonnen 
durch die Gruppen, wenn nicht genügend Straßen vorhanden sind, notwendig. Dann 
aber ist der Gefechtstroß möglichst bald den Divisionen zurückzugeben, da sonst die 
Truppe leidet. 
Ruhe und Verpflegung. 20. Für Ruhe und reichliche Verpflegung 
für Mann und Pferd muß unbedingt gesorgt werden. Insbesondere muß durch 
zweckmäßige Marschanordnungen für Reserven und Kolonnen zu langes Herumstehen 
in voller Marschbereitschaft vermieden werden. 
DVerwundele. 21. Gute Regelung der Verwundetenabschübe ist wichtig. Leicht- 
verwundete marschieren möglichst geschlossen. Zuteilung besonderen Aufsichtspersonals 
ist zu empfehlen. 
Polizeidienst. 22. Umfangreiche Bereitstellung von Gendarmen oder Kavallerie 
gegen Nachzügler und Drückeberger ist nötig. Gegen Leute, die Gefallene berauben, 
ist mit der Waffe vorzugehen. I. A. Ludendorff. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 9. 6. 1918. 
Ia/II Nr. 8615 geh. op. 
Bei der „Blücher-Offensive“ haben sich die von der Obersten Heeresleitung ge- 
gebenen Richtlinien und Grundsätze für die Ausbildung der Truppe und das Angriffs- 
verfahren in allen Einzelheiten voll bewährt. Einzelne neue Gesichtspunkte, deren 
Verwertung für die Ausbildung wichtig erscheint, werden nachfolgend hervorgehoben. 
Allgemeines und Führung. 
1. Straffe Führung von oben, ohne den selbständigen Vorwärtsdrang der 
Truppe zu hemmen, ist notwendig. Hierzu ist der Vorbereitung der Nachrichtenverbin- 
dungen, dem Meldewesen und der gegenseitigen Orientierung mehr Wert beizumessen. 
Die Zeit, die die Befehle und Meldungen zum Durchdringen brauchen, ist zu berück- 
sichtigen. Schnelle Auffassung der Gesamtlage auch bei der niederen Führung ist von 
entscheidendem Einfluß. 
2. In den ersten Tagen konnte die Rücksicht auf die Flanken vernachlässigt 
werden. Stieß man rücksichtslos an irgendeiner Stelle der Front weit durch, so kam 
der Nachbar bald nach (s. a. Ziff. 5). Als der Widerstand sich verstärkte, mußte vor- 
sichtiger verfahren werden. Im allgemeinen ist aber zu große Kühnheit weniger 
schädlich als zu große Zagheit. Nur rücksichtsloses Zufassen bringt große Erfolge. 
Man soll deshalb die Ziele nicht zu eng begrenzen und nicht zu ängstlich nach dem 
Nachbar sehen. Es ist Aufgabe der Führung, von rückwärts für Flankenschutz zu sorgen. 
3. Schnelles Vorkommen erfordert sehr schnelles Folgen der Stäbe auf nahe 
Entfernung, damit keine Gelegenheit verpaßt und von der Führung rechtzeitig erkannt
	        
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