Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Gefechtsvorschrift für die Artillerie 691 
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teidigung vorbereitet ist. Jede Überstürzung des Angriffs ist dann von immer größe- 
rem Übel. 
Verfolgung. Der Sieg wird erst vollkommen durch die Verfolgung, deren Ziel 
die Vernichtung des Gegners ist. 
Der Artillerie kommt ihre weitreichende Feuerkraft bei der Verfolgung besonders 
zustatten. Sie muß den Sieg in rücksichtsloser Weise dadurch ausnutzen, daß sie schnell 
folgt, um zu verhindern, daß der Feind sich wieder festigt. Seine Niederlage muß zur 
Auflösung gesteigert werden. 
verteidigung. Für die Einrichtung der Verteidigung im Bewegungszkriege 
kommen die Grundsätze des Stellungskrieges um so mehr zur Anwendung, je längere 
Zeit für die Vorbereitung zur Verfügung steht. Mit dem fortschreitenden Erkennen 
der feindlichen Anmarschrichtung hat die Feuerbereitschaft zu erfolgen. Die Feuer- 
eröffnung muß meist vom Truppenführer befohlen werden. 
Für die weitere Kampfführung gelten die Grundsätze der Abwehrschlacht. 
Rückzug. Die Artillerie hat durch ihr Feuer das Nachdrängen des Feindes zu 
verzögern. Ausharren bis zum äußersten, selbst bis zum Verlust der Geschütze, kann 
erforderlich werden. 
Überfallartige Feuereröffnung und flankierendes Feuer sind besonders wichtig. 
III. Verwendung im Stellungskrieg. 
Allgemeines. Hat keiner der beiden Gegner genügend Kraft, um den Widerstand 
des Feindes zu brechen, und können keinem von beiden die zur Entscheidung nötigen 
Mittel zur Verfügung gestellt werden, so kommt der Bewegungskrieg zum Stillstand 
und es entsteht der Stellungskrieg. Dieser ist an sich keine selbständige Kampfform, 
sondern ein unter Umständen unvermeidliches Übel. Da der Stellungskrieg lange Zeit 
anhalten kann, so ist es besonders wichtig, die eigenen Kräfte zu schonen und zu 
"(paren, anderseits muß Sicherheit bestehen, daß überraschende Angriffe des Gegners 
abgewiesen werden. Demgemäß gewinnen die technischen Kampfmittel, und damit 
auch die Artillerie, an Bedeutung. Bei Auswahl und Einrichtung einer Stellung 
stehen die Rücksichten auf Beobachtung und Entwicklung der eigenen Artillerie in erster 
Linie. Solange beide Gegner sich mit Absperrung des besetzten Geländes begnügen 
und keine Entscheidung suchen, kann es zu einem fast vollständigen Stillstand der 
Kampfhandlungen kommen. Die Entscheidung kann im Stellungskrieg meist nur im 
Durchbruch gesucht werden. Angriffe mit begrenztem Ziel erstreben örtliche Erfolge. 
Für den Angriff sind außerordentliche Kräfte und Mittel je nach dem beabsichtigten 
Umfang einzusetzen. Ebenso bedarf der Verteidiger zur erfolgreichen Abwehr der 
Verstärkung. Dadurch entsteht eine starke Verdichtung einzelner Kampffronten mit 
gesteigerter Kampftätigkeit. 
Der Erfolg hängt bei Angriff und Verteidigung weniger von der Zahl und 
Stärke der eingesetzten Truppen und Mittel, als von ihrer Beschaffenheit, Organisation 
und Verwendung sowie von der Sorgfalt der Vorbereitungen ab. 
Gliederung und Befehlsverhälknisse. An ruhigen Fronten wird man in einem 
Divisionsstreifen mit der kriegsgliederungsmäßigen Artillerie der Division und einigen 
unbespannten Batterien mit Geschützen älterer Konstruktion auskommen. 
An Kampffronten ist mehr oder weniger starke Verdichtung nötig. 
Je nach Lage ihres Ziels können die Batterien in Nahkampf= und Fernkampf-= 
gruppen zusammengefaßt werden, ohne daß diese Zielverteilung dauernd aufrecht- 
erhalten bleibt. Eine Zusammenfassung mehrerer schwerer Flachfeuerbatterien zu einer 
Sondergruppe für Flankierungen empfiehlt sich. 
Die schwersten Batterien werden meist zu Armee-Fernkampfgruppen zusammen- 
gefaßt. 
Die geordnete Verwendung einer so zahlreichen Artillerie und so großer Muni- 
tionsmengen, wie sie für Abwehr und Angriff im Stellungskrieg notwendig sind, ist 
eine entscheidende Vorbedingung für das Gelingen des Kampfes. 
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