700 XXIV. Militärische Schriften
Kampfaufgaben einen Anhalt, ohne daß im einzelnen Zahlen gegeben werden können
(ogl. auch Ziff. 259 ff.).
297. Die Artilleriebekämpfung ist in der Zeit der feindlichen Angriffsvorberei-=
tungen eine Hauptaufgabe der Artillerie. Sie ist auch nach Beginn des Angriffs nicht
zu vernachlässigen. Gelingt eine wesentliche Schädigung oder Behinderung, so wird
die eigene Infanterie entlastet und der feindlichen die notwendige Feuerunterstützung
verkürzt. Rechtzeitig einsetzende Vergasung kann ausschlaggebende Wirkung haben.
298. Die Bekämpfung der feindlichen Infankerie ufw. und ihrer Anlagen sowie
die Störung des Verkehrs erstrebt in erster Linie, dem Feinde große blutige Verluste
beizubringen. Demnächst soll die gesamte Kampfführung des Feindes einschließlich Be-
fehlsführung besonders in kritischen Momenten gestört werden.
Der Verkehr hinter und in der Schlachtfront ist bei Tag und Nacht so groß, die
Räume, die mit Truppen bedeckt sind, sind so ausgedehnt, daß bei planmäßigem Ver-
fahren sehr gute Ergebnisse zu erwarten sind. Genaue Erkundung und schnelle Aus-
nutzung günstiger Augenblicke sind nötig. Fliegermeldungen, Agentennachrichten, Ge-
fangenenvernehmungen können wertvolle Aufschlüsse geben.
Auch nachts sind gute Erfolge zu erwarten, da nachts besonders viel Bewegung
herrschen wird. Das Feuer muß aber sehr sorgfältig geregelt und häufig geprüft wer-
den, sonst kann der Schaden der Munitionsvergeudung größer sein als der Nutzen des
Schießens.
Die Jerstörung von Befesligungsanlagen usw. kann nur in beschränktem Umfang
— Unterstände, Ortschaften, Lager, Verkehrspunkte, Beobachtungs= und Befehlsstellen
und ähnliches — in Frage kommen. Sie erfolgt in beobachtetem Zerstörungsfeuer.
Dagegen muß, wenn beim Feinde Ansammlungen festgestellt werden und wenn
der Sturm ansetzt, die Masse der Artillerie schlagartig und exerziermäßig zur artille-
ristischen Skurmabwehr umschwenken können. Je mehr hierbei das aukomatische Sperr-
feuer ausgeschallet und geleiletes Feuer — meist Vernichtungsfeuer, das je nach der
Lage in seiner Breiten= und Tiefenausdehnung wechselt und von Fall zu Fall gegen
diesenigen Stellen, wo die feindlichen Angriffstruppen erkannt oder vermutet werden,
zusammengefaßt wird — angewendet werden kann, desto besser wird der Erfolg sein.
Rechtzeitiges Einsetzen der artilleristischen Sturmabwehr gegen die richtigen Ziele ist
durch sorgfältigste Organisation und Anspannung aller Beobachtungs= und Nachrichten-
mittel zu erzielen.
299. Eine besondere Bedeutung kommt bei der Sturmabwehr der Bekämpfung
der seindlichen Panzerkraftwagen als eines neuen, bislang wenig bekannten Kampf-
mittels zu.
Das auf Mulden, Wegen und auf den feindlichen Stellungen liegende Vernich-
tungs- und Sperrfeuer wird wahrscheinlich durch die Masse des Feuers vielfach die
Panzerkraftwagen zum Halten bringen, so daß nur einzelne an und in unsere Linien
gelangen werden.
Gegen diese wird die Bekämpfung durch Geschütze (Infanteriegeschütze oder Feld-
kanonen), die mit direktem Schuß auf nahe Entfernungen feuern, durchgeführt. Wichtig
ist, daß diese Geschütze nicht vorzeitig ins Feuer treten, damit sie nicht erkannt werden
und im Bedarfsfalle noch erhalten sind.
Auch einzelne bespannt zurückgehaltene Züge und Geschütze, die durchgebrochenen
Tanks entgegenfahren und sie dann auf nahe Entfernung mit direktem Granatschuß be-
kämpfen, können gute Erfolge haben.
Außerdem sind schwere Steilfeuerbatterien zur Bekämpfung der Tanks zu be-
stimmen. Sie erhalten bestimmte Geländestücke, d. h. in der Regel Zielstreifen dicht
vor unseren Linien, zugewiesen, gegen die sie beobachten können und auf die sie sich
in Zeiten der Ruhe einzuschießen haben. Tritt ein Panzerkraftwagen in einem solchen
Zielbereich einer Batterie auf, so schwenkt sie mit allen Geschützen auf den Tank ab
und setzt ihn mit Salvenfeuer außer Gefecht.
Nur ein derart straff organisiertes Beschießen von Panzerkraftwagen wird Erfolg