Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Sicherung des Heeresersatzes und Steigerung der Kriegsindustrie 67 
  
Ausdehnung des Kriegsleistungsgesetzes auch auf die abkömmlichen 
Frauen ist nötig. Es gibt ungezählte Tausende von kinderlosen Krieger-= 
frauen, die nur dem Staat Geld kosten. Ebenso laufen tausende Frauen 
und Mädchen herum, die nichts tun oder höchst unnützen Berufen nach- 
gehen. Der Grundsatz „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ ist in 
unserer jetzigen Lage mehr denn je berechtigt, auch den Frauen 
gegenüber. 
Außer= bzw. innerhalb des Kriegsleistungsgesetzes kommt in Betracht: 
I. Aufnahme eines Verzeichnisses aller Facharbeiter nach englischem 
Muster mit genauer Spezifizierung ihres besonderen Ausbildungszweiges. 
Die Maßregel hat sich auch auf die zum Heeresdienst eingezogenen Männer 
zu erstrecken. 
II. Zwangsweise, staatliche Ausbildung und Verwendung der Kriegs- 
beschädigten in der Kriegsindustrie und Landwirtschaft. In gleicher Weise 
würden die aus stilliegenden Industriezweigen freiwerdenden Arbeitskräfte 
für die Kriegsindustrie nach Bedarf auszubilden sein. 
Diese Maßregel ist in geringem Umfange eingeleitet, sie bedarf zu 
ihrer erfolgreichen Durchführung des Zwanges. Im übrigen ist bei 
der technischen Veranlagung unseres Volkes und seinem hohen Bildungs- 
stande in kurzer Zeit Erhebliches zu leisten. 
III. Schließung von Universitäten, Seminaren usw., soweit es das 
unabweisbare Bedürfnis der einzelnen Berufe (Arzte) zuläßt. Im übrigen 
sind 3. B. Studenten der Chemie und technischen Berufe in Fabriken usw. 
zu verwenden. Auch dies ist ein Gerechtigkeitsakt, da jetzt nicht wehr- 
fähige Männer und Frauen den im Felde stehenden kämpfenden 
Studenten usw. den Rang ablaufen und in Zukunft die Stellen weg- 
nehmen. Es kommt schon jetzt im Interesse der Volksvermehrung darauf 
an, dafür zu sorgen, daß den zurückkehrenden jungen Männern die Grün- 
dung einer Familie möglichst erleichtert wird. 
Ich zweifle nicht, daß unser Volk, wenn ihm der Ernst der Lage klar- 
gemacht wird — und das muß geschehen —, sich willig fügt. Täte es dies 
nicht, so wäre Deutschland nicht des Sieges wert. 
Es ist zudem höchste Zeit, daß unberufenen Schreiern und Hetzern, 
ebenso der stellenweise herrschenden un vürdigen Gewinn= und Ver- 
gnügungssucht endlich das Handwerk gelegt wird, und das kann nur ge- 
schehen, wenn die berufenen Stellen energisch aufklärend und, soweit nötig, 
strafend durchgreifen. Das ganze deutsche Volk darf nur im Dienste des 
Vaterlandes leben. 
Um Erfolg zu erzielen, ist schnelles Handeln nötig. Jeder Tag ist 
von Wichtigkeit. Die nötigen Maßregeln sind sofort zu ergreifen. 
Der Herr Kriegsminister hat Abschrift erhalten. 
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