70 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz- und Arbeiterfragen
ernst genug zu nehmende Pflicht, unser letztes verfügbares Menschenmate-
rial für die bevorstehende Aufgabe mit all dem auszustatten, was eine
sorgsame, gründliche Ausbildung geben kann.
Aus der Zahl der hiernach Einzustellenden und der noch in den Er-
satztruppen Vorhandenen, unter Abrechnung des nach den Erfahrungs-
sätzen bis etwa zum März 1917 erforderlichen laufenden Ersatzes, wird sich
ergeben, wieviel Mannschaften zu Neubildungen verfügbar sind.
Beabsichtigt ist die Bildung von Infanterie-Regimentern aus aus dem
Felde zu ziehenden Kriegsgewohnten und Rekruten. Ob diese Regimenter
in der Heimat oder hinter der Heeresfront aufzustellen und in welche Ver-
bände sie zusammenzufassen sind, bleibt späterer Erwägung vorbehalten.
Rebenher ist die Aufstellung von Feld= und schwerer Artillerie, von Minen-
werfer= und Maschinengewehr-Formationen nach Maßgabe des irgend zu
erlangenden Gerätes — teils zum Ausbau vorhandener Verbände, teils
zur Schaffung von Heeresreserven — mit höchster Energie zu betreiben.
Darin, daß auch nach Ausführung vorstehenden Programms mit allen
Mitteln dahin gestrebt werden muß, den letzten Mann, der im Schützen-
graben eine Waffe führen kann, einzuberufen, um den Ersatz für das Feld-
heer über das Frühjahr 1917 hinaus sicherzustellen, weiß ich mich eins mit
dem Königl. Kriegsministerium. Die Wege zur Erreichung dieses Zieles
sind in meinem Schreiben vom 13. 9. 1916 II Nr. 34 647 op. dargelegt.
Um baldige Stellungnahme wird gebeten.
gez. v. Hindenburg.
4.
Der Reichskanzler. Berlin, den 30. 9. 1916.
Rk. Nr. 9512 K. J.
An den Chef des Generalskabes“).
Euer Exzellenz beehre ich mich in Erwiderung auf das geneigte
Schreiben vom 20. (13. Der Verfasser.) d. Mts. — II Nr. 34 647 0p. —
wiederholt meine Bereitwilligkeit zu erklären, den dortseits wegen der
Sicherung des Heeresersatzes und der Steigerung der Kriegsindustrie ge-
gebenen Anregungen, soweit die Verhältnisse es irgend gestatten, Rechnung
zu tragen. Ich glaube mich dabei mit Eurer Exzellenz in Übereinstimmung
zu wissen, daß zur Vermeidung jeder unnötigen Beunruhigung der Be-
*) Das Schreiben ist abgedruckt, um auch die Ansicht der Reichsleitung über die
so ungemein wichtigen Fragen der Kriegführung wiederzugeben. Sie waren andere
als die der Obersten Heeresleitung. Diese mußte auf ihren Forderungen stehen bleiben,
um die gesamte Kraft der Heimat in den Dienst der Kriegführung zu stellen. Es galt
den Kampf um Sein und Nichtsein! Der Verfasser.