Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

80 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz= und Arbeiterfragen 
  
pflicht eine verfehlte Maßnahme ist. Wir brauchen nach dem Kriege die 
Frau als Gattin und Mutter. Ich kann den dahin durch Gesetz, Vorrechte, 
materielle Hilfe usw. abzielenden Bestrebungen nur zustimmen. Hier wird 
trotz der starken Widerstände durchzugreifen sein, um den familienstörenden 
Einfluß der weiblichen Konkurrenz auszuschalten. Euer Exzellenz wollen 
daraus ersehen, daß auchich nicht nur auf den Krieg sehe, sondern mir bewußt 
bin, daß für eine Fortentwicklung unseres Volkes nach dem Kriege gesunde 
soziale Verhältnisse, d. h. in erster Linie der Schutz der Familie, notwendig 
sind. Wenn ich trotzdem jetzt und für die Kriegsdauer auch für Ausdehnung 
des Arbeitszwanges auf alle unbeschäftigten oder in nebensächlichen Be- 
rufen tätigen Frauen dringe, so tue ich das, weil meines Erachtens auf vielen 
Gebieten Frauenarbeit noch in höherem Maße als bisher einsetzen und da- 
durch Männer für andere Arbeiten frei gemacht werden können. 
Allerdings müssen die Industrie und Landwirtschaft noch mehr dazu an- 
gehalten werden, Frauen einzustellen, ferner darf den Frauen die Auswahl 
der Tätigkeit nicht allein überlassen bleiben, sondern sie muß nach Maßgabe 
der Fähigkeit, Vorbildung und Lebensstellung geregelt werden. 
Im einzelnen betone ich nochmals, daß ich es insbesondere für falsch 
halte, die höheren Schulen und Universitäten nur noch für Frauen aufrecht- 
zuerhalken, nachdem diesen Anstalten durch die Ausdehnung der Wehrpflicht 
die Männer fast sämtlich entzogen worden. Es ist wertlos, weil der wissen- 
schaftliche Gewinn gering ist, ferner weil gerade die zu bekämpfende Kon- 
kurrenz gegen die Familie großgezogen wird, und schließlich weil es die 
gröbste Ungerechtigkeit bedeutet, den jungen Mann, der alles für sein Vater- 
land gibt, hinter die Frau zurückzudrängen. Ein Nachteil der Schließung 
der der Männer doch beraubten Universitäten ist mir unter diesem Gesichts- 
punkt nicht ersichtlich. Der Eindruck im Auslande kann uns gleichgültig sein, 
wenn wir den Endzweck des Krieges erreichen. Der Gleichmäßigkeit halber 
käme allerdings auch Schließung der Universitäten im besetzten Gebiet in 
Frage. 
Allgemein möchte ich meiner Meinung dahin Ausdruck geben, daß von 
den gesetzgebenden Körperschaften alles zu erreichen ist, wenn sie auf den 
ganzen Ernst der Lage und auf die Notwendigkeit des völligen Aufgehens 
des gesamten Volkes in die Aufgaben, die der Krieg uns stellt, mit 
Nachdruck hingewiesen werden und ihnen ihre Mitverantwortlich- 
keit in vollem Umfang und unzweideutig klargemacht wird. Es bedeutet 
eine nicht zu verantwortende Gefährdung unseres Daseins als Staat und 
Volk, wenn wir zögern, mit Rücksicht auf augenblickliche Stimmungen im 
Innern oder Eindrücke im Auslande Maßnahmen zu ergreifen, die not- 
wendig sind und zu denen wir meiner festen Überzeugung nach doch einmal, 
dann aber zu spät, kommen werden. Die — wie mir klar ist — nieder- 
gedrückte Stimmung im Innern wird im übrigen durch ganze und ent-
	        
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