2
So bösen Frevelmuth rasch zu bezwingen,
Versucht' schon Karl, der große Christenheld,
Ihm glückt' es auch bald, siegreich vorzudringen,
Unweit der Havel stand sein Lagerzelt;
Doch will der Sieg nicht dauernd ihm gelingen,
Vom Wendenkampf hört fort und fort die Welt:
Ihn dämpfen spät nur erst die hohen Helden,
Von deren Thaten hier die Lieder melden.
Vernehmt nunmehr, wie mächtig ward gestritten
Im Heimathland mit löwenkühnem Muth,
Wie fromme Märtyrer hieselbst gelitten,
Und was die Heiden trieb zur blinden Wuth;
Von ihren Göttern meld' ich, ihren Sitten,
Das Volk, zwar rauh, war bieder doch und gut:
Nicht kämpft es nur für seiner Bäter Glauben,
Die Habgier will ihm Land und Freiheit rauben.
Auch damals strahlte, wie für alle Zeiten,
Des Heilands Wort im reinsten Himmelslicht,
Allein der Christen Sinn, voll Dunkelheiten,
Vrrletzt' nicht selten alle Liebespflicht;
Oft mocht' er schnöden Vortheil nur erstreiten,
Sonst währte wohl der Kampf so dauernd nicht:
Nur spät erblüht, beim spärlichsten Erstarken,
Des Kreuzes Heil auch in den Wenden-Marken.
Carl Seidel.
2. Ursprung des preußischen Staats.
Das Königreich Preußen, jetzt über 5000 Quadratmeilen groß
mit mehr als 17 Mill. Einwohnern, hat einen geringen Anfang gehabt.
Ein kleiner Landstrich an der Elbe, Havel und Spree, den Kaiser
Heinrich der Finkler den Wenden entriß, bildete seinen Ursprung. In
grauer Vorzeit war diese Gegend mit großen Wäldern, Sümpfen,
Sandfeldern und Morästen bedeckt. Deutsche Männer, Semnonen