Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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Zuletzt der Junker übeln Muth gewann, 
Als ihm die Mönche drohten mit Acht und Bann. 
Man schürt'’ ihm von der Kanzel die Hölle so heiß; 
Er dacht': „Ich will bezahlen das Lügengeschmeiß. 
Wohlan, ich biete die Hand zum Frieden dar, 
Ihr sollt besitzen, was niemals Euer war; 
Doch, weil ich ungezwungen Euch Abstand that, 
So sei mir bewilligt noch eine letzte Saat.“ 
Da schmunzelten die Brüder und schlugen ein; 
Den Vergleich verbrieften die Schöffen fein, 
Ihn bestärkten Beide mit heilgem Schwur; 
Jedweder zufrieden dann nach Hause fuhr. 
Das währte von Weihnachten bis Hagelzeit, 
Da pflegen die Gläubigen noch jetzt weit und breit 
Mit Kreuz und Fahne die Felder zu umgeh'n, 
Den Himmel um Gedeihen der Saaten zu fleh'n. 
Als sie nun kamen an das streitige Feld, 
Das im Herbst der Junler zuletzt bestellt, 
Wohl haben die Mönche neugierig hingeschaut, 
Was doch auf ihrem Acker für Frucht sei gebaut. 
„Zartgrüne Blättchen, buchtig ausgeschweift: 
Was ist's, das der Ernte hier entgegenreift? 
Es ist nicht Korn, noch Weizen — o Schmach in der Thatt — 
Wie sind wir betrogen — es ist Eichelsaat! 
Uns wird kein Zahn mehr schmerzen, wenn man mäht; 
Ein Fuchs ist der Junker, das seh'n wir jetzt zu spät. 
Was hilft uns, zu verschreien den häßlichen Streich? 
Zu deutlich redet der unsel'ge Vergleich.“ 
Aber lustig wuchsen die Eichen empor, 
Bald knallte dort im Grünen des Junkers Nohr, 
Noch sah er zur Lohe schälen manchen Schaft, 
Er trank sich noch Stärkung aus braunem Eichelsaft.
	        
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