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Kurfürsten sehr unan zenehm. Eine andere Angelegenheit machte ihm
noch mehr Verdruß. Die Kurfürstin Mutter verlobte nämlich wider
seinen Willen seine Schwester mit dem streng lutherischen Könige Gustav
Adolph von Schweden. Gustav Adolph, der nachherige Hort der
Protestanten, hatte auf einer Reise nach Deutschland die achtzehnjährige
höchst liebenswürdige Prinzessin Maria Eleonore kennen gelernt. Die Kur-
fürstin Anna begünstigte aber die Absichten des Schwedenkönigs, der
ihr schon seines lutherischen Glaubens wegen lieb war. Während sich
nun Georg Wilhelm der Huldigung halber in Preußen aufhielt, kam
Gustav Adolph heimlich nach Berlin, gewann das Herz der Prinzessin
und erhielt die Einwilligung und den Segen der Kurfürstin Mutter.
Obgleich der Kurfürst sich gegen die Verbindung erklärte und sowohl
an seine Mutter, als an Gustav Adolph schrieb, sie möchten ihn hin-
füro mit der Heirath verschonen, so kam doch noch in demselben Jahr,
eine schwedische Gesandtschaft nach Berlin, um die hohe Braut feierlich
abzuholen, und nachdem die Vermählung in Stockholm vollzogen war,
entschuldigte sich Georg Wilhelm beim Könige von Polen, der für seinen
Sohn ebenfalls um die Prinzessin geworben hatte, „er habe den Willen sei-
ner Mutter und der Neigung seiner Schwester nicht Gewalt anthun wollen.“
59. Der dreißigjährige Krieg.
1618 — 1648
Der dreißigjährige Krieg war eine Folge der Reformation. Schon
bald nach Luthers Tode fiel Kaiser Karl V. in das protestantische
Sachsen ein und nahm den Kurfürsten Johann Friedrich in der Schlacht
bei Mühlberg gefangen. Dasselbe Schicksal hatte der Landgraf Philipp
von Hessen. Das Kurfürstenthum Sachsen erhielt der Herzog Moritz
von Sachsen, der den Kaiser unterstützt hatte, obgleich er selber Pro-
testant war. Als Karl V. jedoch die beiden gefangenen Fürsten sehr
hart behandelte, forderte Moritz, dem das Gewissen aufgewacht war,
deren Freilafsung. Der Kaiser ging aber nicht darauf ein. Da über-
siel ihn der neue Kurfürst mit einem großen Heere und hätte ihn bei-
nahe in Innsbruck gefangen genommen. Dadurch wurde der Kaiser
zum Nachgeben gezwungen und sah sich genöthigt, im Augsburger
Religionsfrieden den Protestanten freie Religionsübung zu bewilligen.
Damit hörten die Feindseligkeiten indessen nicht auf; lange glimmte