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Heeres fiel er auf die Kniee nieder und betete. Seine Offiziere wur-
den darüber bis zu Thränen gerührt. Gustav Adolph aber rief ihnen
zu: „Weinet nicht, sondern betet!“ „Fleißig gebetet ist halb gefochten!“
Der Kaiser machte sich anfangs nicht viel aus den Schweden. „Wir
haben wieder a neues Feindel bekommen,“ soll er gesagt haben. Der
stolze Wallenstein hatte früher schon geäußert: „Kommt mir der Schnee-
könig nach Deutschland, so lasse ich ihn mit Ruthen wieder nach Hause
peitschen!““ Nun war er da. Tilly brannte vor Begierde, mit dem
Könige zusammen zu treffen; allein dieser ging mit aller Vorsicht zu
Werke. Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg
und Brandenburg. Während sich Holland, Frankreich und England
mit ihm verbündeten, betrachteten ihn die deutschen Fürsten mit Miß-
trauen. Ja, sein Schwager, der Kurfürst Georg Wilhelm, wollte es
lieber mit den Kaiserlichen, als mit den glaubensverwandten Schweden
halten. Endlich ließ er sich doch bewegen, diesen die Festungen Spandau
und Küstrin zu übergeben. Nun eilte der König, um Magdeburg zu
befreien, das von Tilly hart belagert war. Er kam aber zu spät.
Die unglückliche Stadt wurde am 70. Mai 1631 mit Sturm genom-
men. Furchtbar hauseten darin die beutelustigen, unmenschlichen Krieger.
Jünglinge und Männer erlagen ihrer Wuth, Greise und Frauen wur-
den nicht geschont. Kroaten und Wallonen vergnügten sich, Kinder in
die Flammen zu werfen, Säuglinge an den Brüsten ihrer Mütter zu
spießen. Bald brach Feuer aus und legte die reiche Stadt in Asche.
30,000 Menschen kamen um. Die Elbe ward vom Blute der Er-
schlagenen gefärbt und der Strom von den Massen von Leichen in
seinem Laufe gehemmt. Diese Gräuelthat machte überall den tiefsten
Eindruck. Unbedenklich schlossen sich nun die protestantischen Fürsten
an Gustav Adolph, und dieser eilte, die Zerstörung Magdeburgs an
Tilly zu rächen. Beim Dorfe Breitenfeld, unweit Leipzig, traf er mit
ibm zusammen. In einer furchtbar blutigen Schlacht siegte die schwe-
dische Tapferkeit über den wilden Ungestüm der pappenbeimischen Reiter.
Tilly wurde geschlagen und verwundet und entkam mit nur 600 Rei-
tern nach Halle. Nun stand dem Schwedenkönige ganz Deutschland
offen. Während die mit ihm verbündeten Sachsen in Böhmen ein-
fielen, durchzog Gustav Adolph Sachsen, Hessen, Franken. Mit un-
beschreiblichem Jubel wurde er überall von den Evangelischen empfan-
gen. Den Eingang in Bayern wolte ihm Tilly wehren; allein hier
ereilte den Zerstörer Magdeburgs sein Schicksal; er wurde geschlagen
und starb bald darauf an den Folgen eines zerschmetlerten Knie's unter
unsäglichen Schmerzen. München, Augsburg, Landshut öffneten num