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So waren die beiden größten Kriegsführer vom Schauplatz ge-
treten; aber der Krieg wüthete mit größerer Grausamkeit fort, denn
zuvor. Bisher waren die Schweden wegen ihrer Manneszucht gerühmt
und die Wallensteiner wegen ihrer Zügellosigkeit gefürchtet; nach Gustav
Adolph's Tode gaben aber die erstern den letztern in dieser Beziehung
nichts nach. Im Norden, im Süden, im Osten, im Westen war das
deutsche Land bald eine Beute der Schweden, bald der Kaiserlichen,
bald der Franzosen. Blutige Schlachten wurden geschlagen bei Nörd-
lingen, Wittstock und Lützen. Große Feldherren führten die Heere an;
Gallas und Piccolomini auf Seiten der Kaiserlichen, der Herzog Bern-
hard von Sachsen-Weimar, Horn, Banner, Torstenson, Wrangel auf
Seiten der Schweden. Endlich erscholl im Jahre 1648 das Friedens-
wort aus Münster in Westphalen.
64. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst.
l#40 — 1688.)
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst wurde am 16. Februar
1620 zu Köln an der Spree (Berlin) geboren. Seine erste Erziehung
leitete seine Mutter und gab derselben eine feste religiöse Grundlage.
Auf dieser hatte der gelehrte und gottesfürchtige Leuchtmar sorgfältig
weiter. Als der Sturm des dreißigjährigen Krieges wild durch die
Marken braufte, wurde er, der größeren Sicherheit wegen, mit seiner
Schwester, nach Küstrin gebracht, wo er den größten Theil seiner Kind-
heit verrlebte. Das war auch in anderer Hinsicht sehr vortheilhaft für
ihn; denn dadurch wurde er dem rohen, wüsten Leben entzogen, das
an dem Hofe seines Vaters herrschte. Schon früh zeigte er einen leb-
haften, wißbegierigen Geist und eine für alles Große und Edle em-
pfängliche Seele. In den Wissenschaften machte er rasche Fortschritte;
so auch in den Leibesübungen. Besondere Kraft und Gewandtbeit ent-
wickelte er auf der Jagd; schon in seinem gten Jahre spießte er einen
Eber. Im Jahre 1631 lernte er seinen großen Oheim, den König
Gustadv Adolph von Schweden kennen. Der gewann den kräftigen,
geistig geweckten, lebhaften Knaben sehr lieb und soll ihm schon da-
mals seine fünfjährige Tochter Christina zur Gemahlin bestimmt haben.
Als nach der Schlacht bei Lützen (1632) die Leiche des großen Königs