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Künsten und Wissenschaften widmete er von vorn herein seine Fürsorge.
In Allem, was unter ihm geschah, war er selbst der leitende und be-
lebende Geist. Obgleich reich an Erfahrungen, meisterlich klug, hörte
und beachtete er doch gern Anderer Meinung. Er war unermüdet
thätig; oft sah man ihn unter den empfindlichsten Gichtschmerzen Stun-
den lang arbelten. Sein vertrautester Rathgeber war der Oberpräsi-
dent Otto von Schwerin, in militärischen Dingen aber der berühmte
Derfflinger, der es vom Schneidergesellen bis zum Feldmarschall ge-
bracht hatte.
70. Preußen wird ein unabhängiges Herzogthum.
1660.
Zwischen Schweden und Polen bestand schon seit längerer Zeit
kein gutes Vernehmen. Der Polenkönig meinte Ansprüche auf die
Krone Schwedens zu haben. Karl IX. und Gustad Adolph hatten
ihm zwar schon mit dem Schwerte in der Hand auseinander gesetzt,
daß diese Meinung irrig sei. Als nun aber die Königin Christma,
Gustav Adolph's Tochter, die Krone Schwedens an ihren Vetter, den
Pfalzgrafen von Zweibrücken, abtrat, legte der König von Polen,
Johann Kasimir, Protest dagegen ein. Christina achtete nicht weiter
darauf und ließ ihm erwiedern, ihr Vetter würde mit 30,000 Zeugen
sein Recht auf die Krone Schwedens beweisen, und dies Zeugniß
wurde in der That abgelegt, indem Karl X. von Pommern her in
preußisch Polen einfiel. Beide Mächte suchten nun an dem Kurfürsten
einen Bundesgenossen zu gewinnen. Polen verlangte als Schutzherr
über das Herzogthum Preußen den Beistand, den ihm Friedrich Wil-
helm bei seinem Regierungsantritte im Fall eines Krieges hatte zu-
sagen müssen; Schweden versprach, ihn von dieser lästigen Abhängig-
keit zu befreien. Der Kurfürst beschloß neutral zu bleiben und seinem
Lande den Frieden zu bewahren. Als aber Karl Gustav in Polen
siegreich vorrückte und in Folge seines Kriegsglücks auch gegen Fried-
rich Wilhelm übermüthig auftrat, verband sich dieser mit den polni-
schen Preußen und wurde in Marienburg als Befreier aufgenommen;
dann aber von Karl Gustav hart bedrängt und von den Preußen schlecht