3. Preußens Ursprung.
Ein Bote sprengt vor Heinrich's Schloß Zur Nechten Sumpf, zur Linken Moor,
In früher Morgenstunde,
In Schweiß gebadet steht das Roß,
Sein Herr bringt diese Kunde:
„Das Wendenvolk fiel uns ins Land,
Und hauf't d’rin zum Erbarmen
Mit Plünderung, mit Mord und Brand,
O König, hilf uns Armen!“
Da ruft Herr Heinrich zornentbrannt:
„Den Frevel will ich rächen,
Mit meiner starken Eisenhand
Den wilden Trotz ihm brechen!“
„Ich stürme ihm sein Brennabor,
Zertrümm're seine Mauern;
Zurück erhält, wer was verlor,
Drum soll drob Niemand trauern!“
Der Beote schnell zur Heimath kehrt
Mit dieser frohen Kunde.
Der König wetzt sein Heldenschwert
Noch in derselben Stunde.
Nasch bricht er auf zum Havelstrand
Mit vielen tapf'ren Mannen;
Doch plötzlich steht er festgebannt
Und kann nicht mehr von dannen.
Und vor sich breite Seen; —
Wo ist der Weg nach Brennabor?
Er kann ihn nicht erspähen.
Da jubelt laut die Wendenbrut
Und jauchzt und höhnt nicht wenig:
„Seht, wie auf seinen Lorbeern ruht
Der große deutsche König!“
„Komm, Heinrich, hier ist Brennabor!
Dir ist doch wohl nicht bange?
Sieh, offen steht dir Thür und Thor,
Was zauderst du so lange?“
Betrübt der König forscht und sinnt,
Umsonst — da baut zum Glücke,
Wer hätt's gedacht? ein eisger Wind
Ihm eine große Brücke.
Und über Seen, Sumpf und Moor,
In langen, stolzen Zügen,
Rückt Deutschlands Heer vor Brennabor,—
Die Feste muß erliegen.
Und Heinrich pflanzt mit fester Hand
Nach Kampf und blut'gem Streite
Ein deutsches Reis ins Wendenland,
Das grünt und blüht noch heute.
D'raus wuchs in Sturm und Sonnenschein
Ein Baum mit Riesenästen,
Der reicht vom Meer bis über'’n Nhein,
Vom Osten bis zum Westen —
J. D. Lüttringhaus.