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wenden. Unterdessen bemühte sich der König von Polen auf's Ernst-
lichste um die Freundschaft des Kurfürsten, dessen Feldherrnklugheit und
Tapferkeit er unter den Mauern Warschau's ganz besonders schätzen
gelernt hatte. Friedrich Wilhelm ließ sich bereit finden, jedoch nur unter der
Bedingung, das ihm Johann Casimir im Vertrage zu Welau 1657
die volle Landeshoheit, statt der bisherigen Lehnsabhängigkeit, im
Herzogthum Preußen zusicherte. Später (1660) wurden die Verträge
von Labiau und Welau bestätigt. ,
Nunmehr war Preußen ein unabhängiges, souveränes Herzogthum
geworden, was für die spätere Entwickelung der hohenzollern'schen Macht
von der größten Wichtigkeit war.
71. Die Brandenburger im Türkenkriege.
Mohams Bekenner drängen in's deutsche Reich herein:
Auf Leopold, auf Kaiser, des Reiches Schild zu sein!
Der Kaiser rief das Reichsheer im ganzen deutschen Land,
Da hat der große Kurfürst zweitausend ihm gesandt.
Zweitausend nur, doch Männer, doch Märker voller Mark;
Aus Einem Stück, ganz Eisen, an Herz und Händen stark:
Von all' den bunten Bannern aus heil'gem röm'schen Reich,
Du Häuflein der Zweitausend, wer that es wohl dir gleich!
Bei der Abtei Sankt Gotthard, da war's ein harter Strauß,
Das ganze Asien schüttet die grimmen Völker aus,
Dem Sohn der heißen Wüste, wer hält im Sturm ihm Stand?
Das ist der Sohn des Landes — gehöhnt um seinen Sand!
Sie weichen keinem Stürmen, gleich Thürmen stehn sie da,
Daß nie der stolze Moslem solch Stehn im Sturme sah:
Stehn, wie ein Brandenburger! Das ward der höchste Ruhm
In des Osmanen Munde seit jenem Heldenthum.
Doch nicht nur stehn, sie dringen auch unaufhaltsam vor,
Das haben sie gezeiget dort in der Bresche Thor.
Die Bergesveste Ofen, genommen muß sie sein,
Doch ohn' ein heißes Kämpfen wohl ging man da nicht ein!