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78. Rathenau.
Rathenan, du Welleninsel, wehe deinen alten Mauern,
Hinter denen wilde Feinde jetzt auf deine Kinder lauern:
„Euer Kurfürst ist am Rheine!“ trotzen sie mit keckem Muthe,
Und die mordgewohnten Schwerter färben sie mit Weiberblute.
„Unser Feldherr Wrangel lebe, mit ihm seine tapfern Schweden!“
Also jubeln sie beim Becher, brüsten sich mit hohen Reden,
Und die Bürger faßt ein Bangen, bis die wilden Feinde, trunken,
Schnaubend in den Häusern schlafen und die Nacht herabgesunken.
Plötzlich klopft zum Waffentanze Derffling mächtig an den Thoren,
Derffling mit dem Heldenarme, schaurig tönt es in die Ohren,
Und die Wälle sind erstiegen und die Mauern überwunden; —
Wie die Feinde drob erschrecken! wie ist schnell ihr Muth geschwunden!
Hei, wie blinken durch das Dunkel, Derffling, deine Flammenstreiche,
Und die braunen Roße tanzen lustig über Blut und Leiche:
Bang und mächtig durch die Felder schleichen sie mit tiefen Wunden,
Die beherzten Schwedenhelden, nimmer mögen sie gesunden.
Das sind Eure Brandenburger, die am blauen Rhein gefochten,.
Die Euch Trunkne, Siegbethörte, schrecklich aus dem Schlafe pochten.
Unser Kurfürst ist am Rheine, unser Kurfürst ist zu Hause,
Unser Kurfürst allerwegen, wie das schnelle Sturmgesause!
Laßt uns beten, laßt uns danken, feierlich dem Herrn der Erde,
Was so ritterlich begonnen, daß es auch vollendet werde;
Denn noch gilt es manchen Schwertschlag draußen auf der grünen Haide,
Morgen hin zu neuem Tanze in dem rothen Siegerkleide.
Julius Curtius.