Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

4. Albrecht der Bär. 
1134—1170. 
Im Jahre 1134 übergab der Kaiser Lothar einem Grafen von 
Ballenstädt, der wegen seiner Tapferkeit Albrecht der Bär genannt 
wurde, die Nordmark erb= und eigenthümlich. Ihm konnten die 
Wenden nicht widerstehen. Er schlug ihre Einfälle zurück, drang mit 
raschem Erfolge in ihr eigenes Land vor, eroberte ihr Gebiet bis an 
die Oder und stürzte die heidnischen Tempel im Wendenlande. Der 
bisherigen Nordmark gab er nun den Namen Altmark, und dem er- 
oberten Gebiete legte er den Namen Neumark bei. Auch veränderte 
er seinen Titel und nannte sich „Markgraf von Brandenburg“. Das 
brandenburgische Land lag gräßtentheils verödet da. Um aber in 
demselben frisches Leben zu erzeugen, verpflanzte Albrecht viele seiner 
Kampfgenossen dahin und schenkte ihnen Grund und Boden zur flei- 
ßigen Bearbeitung. Die Ritter erhielten größere Grundstücke und 
setzten sich in den verlassenen Burgen fest. Die alten wendischen Edlen 
wurden mit Schonung behandelt. Zwischen Deutschen und Wenden 
entstand ein freundlicher Verkehr. Die alten Wunden fingen an zu 
heilen; ein neues Geschlecht, das in deutscher Zunge redete und zu 
dem Christengotte betete, blühete auf, und seitdem ist Brandenburg ein 
deutsches und christliches Land. 
Die Markgrafen aus dem Geschlechte Albrechts des Bären, auch 
die Anhaltiner oder Askanier genannt, regierten fast zwei Jahrhunderte 
lang über Brandenburg und brachten es in hohen Flor. Sie bauten 
feste Burgen, prächtige Kirchen und Klöster und legten Städte an, 
deren Handel über ferne Meere ging. Die Flüsse waren mit reich 
beladenen Kähnen belebt, die Straßen von Wagen und Karren mit 
Kaufmannsgütern. Die Wälder wurden gelichtet, die Moore ausge- 
trocknet; Kolonisten aus Friesland, Holland und vom Rheine ver- 
wandelten die Sandhaiden in Gärten und die kahlen Höhenzüge in 
liebliche Weinberge. Wie sich das Land hob, so wuchs auch die 
Macht der Askanier. Sie waren hoch geehrt im deutschen Reiche; in 
allen schwierigen Fällen schaute man auf sie, und ihr Wort gab oft 
die Entscheidung. Aber wie ein Blumenfeld, das einige milde Früh- 
lingstage zu früh aus den Knospen gelockt, von einem verheerenden 
Nachwinter unter Schnee und Eis begraben wird, so ging das herr- 
liche Fürstengeschlecht unter. So reich es war an tüchtigen Herrschern,
	        
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