128
gleitet, gegen die Batterien auf der Höhe. Die Trommeln wirbeln den
Sturmmarsch, mit furchtbarem Ungestüm dringen die Schweden vor,
werfen das Dragonerregiment Anhalt, das ihnen entgegen eilt, mit ge-
waltigem Stoße zurück, und erreichen mit lautem Siegesgeschrei den
Hügel. Da fliegen aber im Nu die Derfflinger'schen Reiter vom Pferde
und werfen sich mit hochgeschwungenem Säbel den Vordringenden ent-
gegen. Auch der Prinz eilt mit seiner kühnen Reiterschaar zu Hülfe,
und es gelingt, die Feinde zurück zu schlagen.
Bald aber erfolgt ein neuer Sturm gegen die Batterien. Der
heftigste Kugelregen vermag ihn nicht aufzuhalten. Immer näher und
näher rücken die Feinde heran. Da ruft der brandenburgische Oberst-
lieutenant Mörner: „Eher wollen wir sterben, als die Geschütze dem
Feinde überlassen! Vorwärts!“ Und die Tapferen stürzen sich den
Stürmenden entgegen. Mit Schwertern und Kolben wird gekämpft.
Hügel von Leichen thürmen sich auf. Den edlen Mönmner streckt eine
Kugel nieder, aber die Seinigen kämpfen wie Löwen und rächen den
Tod ihres treuen Führers in furchtbarer Weise. Die Schweden müs-
sen abermals zurück. Die Brandenburger sind durch den Tod ihres
Führers in Unordnung gerathen. Das bemerken die Feinde, bilden
eine neue Sturmkolonne und senden sie, einem Keile gleich, gegen den
Hügel. Mit großer Besorgniß blicken die ermatteten Brandenburger
auf die Schaaren der heranrückenden Feinde und sehen sich sehnlichst
nach Hülfe um. Sie wird ihnen. Der Kurfürst erscheint. Auf schnau-
bendem Schlachtrosse kommt er herangesprengt. Er ist mit einem leich-
ten Brustpanzer bekleidet, den ein tuchener Rock bedeckt. Auf dem
Haupte trägt er eine acht Pfund schwere, eiserne Sturmhaube, die in-
wendig mit Sammet gefüttert und mit einem kleinen einfachen Filzhute
überdeckt war. Mit Adlerblicken überschaut er das Schlachtfeld. Seine
helle Stimme klingt vernehmlich durch den Donner der Geschütze und
den Schlachtenlärm. Schnell ordnet er die Schaaren und läßt sie ei-
nen dichten Kreis bilden. Während dies geschieht, schlagen rechts und
links die feindlichen Kugeln ein, und überall stürzen seine Getreuen nie-
der. Der Kurfürst hält mitten im Kugelregen. Sein Schimmel bäumt
sich. Jedermann merkt, daß er das Ziel der feindlichen Geschütze ist.
Das Thier selbst scheint es zu ahnen. Der Kurfürst aber merkt es
nicht. „Verlaßt doch um Gotteswillen diese Stelle!“ ruft eine Stimme
ihm zu Er achtet nicht darauf. Da sprengt sein Stallmeister, Ema-
nuel Froben, herzu. „Herr Kurfürst,“ fpricht er, „der Schimmel hat,
wie Ihr wißt, seine Launen; er bäumt sich, und Ihr werdet ihn nicht
in's Feuer bringen. Nehmt den Braunen hier.“ „Nun, wenn Du