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das meinst!“ erwiederte der Kurfürst. Sie wechseln die Pferde. Da-
rauf sprengt Froben davon und bleibt in einiger Entfernung halten.
Ein paar Minuten schweigen die feindlichen Batterien. Jetzt beginnt
ihr donnerndes Krachen aufs Neue. Der Schimmel thut einen Sprung
in die Höhe und stürzt darauf mit seinem Reiter zu Boden. Beide
stehen nicht wieder auf. Frobens Brust ist von mehreren Kugeln zer-
rissen; er stirbt den Tod der Treue.
Die Ritter alle schauen gar ernst und treu hinein,
O Froben dort am Boden, wie glänzt Dein Ruhmesschein!
Der Kurfürst ruft nur leise: „Ha, war das so gemeint?“
Und dann nach Feldherrnweise: „Nun vorwärts in den Feind!“
Der Kurfürst hatte unterdessen Alles zum Angriffe geordnet. Jetzt
stellte er sich muthig an die Spitze des Regiments Mörner und rief
seinen Schwadronen zu: „Getrost, tapfere Brandenburger! ich, euer
Fürst und nunmehriger Hauptmann will mit euch siegen oder sterben!“
Diese Worte durchzucken die Seinen und erfüllen sie mit todesverach-
tendem Muthe. Einer brausenden Wetterwolke gleich, stürmt das Re-
giment dem Feinde entgegen, sprengt den Schlachtkeil und wühlt sich
tief hinein, dicke Staubwolken wirbeln auf; Kanonendonner, Schwerter-
klireen, Trompetenruf, Kampfgeschrei schallt wild durcheinander, und
die Schlacht löst sich in erbitterten Einzelkampf auf. Den Kurfürsten
hat sein Kampfesmuth zu welt in die feindlichen Reihen geführt. Plötz=
lich sieht er sich allein in der Mitte schwedischer Dragoner, die von
allen Seiten wüthend auf ihn eindringen. Doch er kämpft wie ein
Löwe. Seine spanische Klinge mäht links und rechts die Feinde vom
Rosse herab. Mancher Schwertschlag trifft sein Haupt, doch sein Eisen-
hut schützt ihn. Aber sein Arm erlahmt endlich, und er scheint rettungs-
los dem Tode verfallen. Da bemerken neun Derfflinger'sche Dragoner
die Noth ihres Herrn. Augenblicklich stürzen sie sich mitten in das Ge-
tümmel, und es gelingt ihrem Heldenmuthe, den Kurfürsten aus dem
Knäuel heraus zu hauen. Jubelnd führen sie ihn zu den Seinigen
zurück.
Nach acht Uhr erreichte der Kampf seine größte Heftigkeit. Gegen
zehn Uhr befanden sich die Feinde in voller Flucht auf Fehrbellin zu.
Schrecklich hatte der Tod ihre Reihen gelichtet. 1500 Schweden lagen
entseelt auf dem Schlachtselde. Acht Fahnen und zwei Standarten fie-
len in die Hände der Sieger. — Großmüthig verzieh der Kurfürst dem
Prinzen von Homburg den begangenen Fehler. Jeder der neun Dra-
goner empfing von ihm eine Hand voll Goldstücke. Den treuen Fro-
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