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88. Die Kurfürstin Louise Henriette,
geb. 1627, gest. 1647.
Die erste Gemahlin des großen Kurfürsten, Louise Henriette, war
die Tochter des Erbstatthalters der vereinigten Niederlande, des Prin-
zen Friedrich Heinrich von Oranien. Schon als Kurprinz hatte Friedrich
Wilhelm diese schöne Blüthe eines edlen Fürstenstammes, die damals noch
in zarter Knospe lag, am Hofe ihres Vaters mit Wohlgefallen angeschaut.
Von der oranischen Familie wie ein Sohn aufgenommen, waren ihm manche
theuere Erinnerungen an dieselbe in die Heimath gefolgt. Als Louise
zu einer lieblichen, neunzehnjährigen Jungfrau herangewachsen war,
warb der junge Kurfürst um ihre Hand, und im Jahre 1646 feierte
das edle Paar seine Vermählung. Dieselbe geschah mit fürstlicher
Pracht. Am 22. November hielt Friedrich Wilhelm einen öffentlichen
Einzug im Haag. Außer einer glänzenden Dienerschaft umgab ihn eine
Leibgarde von dreihundert Reitern und fünfhundert Musketieren. Der
Prinz Wilhelm, Louisen's einziger Bruder, eilte ihm mit vierzig Staats-
wagen entgegen, in denen die Vornehmsten des Hofes sich befanden.
Die fürstliche Braut stand auf dem Altan des Schlosses, als unter dem
Jubel des Volks der prächtige Zug sich nahte, und begrüßte in hold-
seliger Anmuth ihren stattlichen Bräutigam. In dem Versammlungs-
palaste der Generalstaaten wurde der Kurfürst feierlich empfangen und
beglückwünscht. Leider lag der Vater der Braut krank danieder. Am
Abend des 7. Dezembers fand die Trauung statt. Die liebliche Braut
trug ein Kleid von Silberstoff, mit silbernen Spitzen durchweg besetzt.
Sechs Gräfinnen trugen ihre Schleppe. In ihrem reichen, blonden
Haar leuchtete die goldene Krone von Perlen und Diamanten. Des
Kurfürsten Kleidung, weißer Atlas mit Silberspitzen und Diamanten
reichlich besetzt, und die Knöpfe blitzend von Edelgestein, lag so knapp
an, daß die Fülle seiner männlich schönen Gestalt kräftig hervortrat.
Zunächst am Altar sitzt der kranke Vater auf einem Sessel, neben der
bräutlichen Tochter steht die Mutter. Unter Thränen und Schauer der
Andacht legen sie die Hände in einander zur Schließung des unauflös-
lichen Bundes.
Die junge Kurfürstin schied noch nicht sogleich aus dem Kreise
ihrer Familie; erst nachdem sie dem hinwelkenden Vater, den sie mit
aufopfernder Liebe pflegte, die Augen zugedrückt, folgte sie ihrem Ge-