Full text: Borussia. Bilder aus der Geschichte des preußischen Vaterlandes.

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war des Kurfürsten gutes Gewissen und seine Herzenswärme. Wäh- 
rend er den Bau des Staates im Großen ausführte, heilte und pflegte, 
besserte und erfreute sie das wunde, kranke Volk, soweit ihre Mutter- 
hand reichte. Ihr Wirken kam der Familie zu gute und dadurch eben 
arbeitete auch sie an den Grundpfeilern des Staates. Sie war eine 
wahre Mutter der Verlassenen, der Wittwen und Waisen. Das Waisen- 
haus in Oranienburg, welches von ihr gegründet wurde, hat das An- 
denken ihrer Wohlthätigkeit verewigt. Mit unbegrenzter Liebe und Ver- 
ehrung war ihr das Volk zugethan. Ihr ganzes Leben war ein gott- 
seliges und erbauliches. An ihrem Gemahl hing sie mit inniger Liebe 
und folgte ihm, trotz ihrer schwachen Gesundheit, fast auf allen seinen 
zahlreichen Reisen und selbst auf seinen Kriegszügen; denn es war ihr 
unerträglich, von ihm getrennt zu sein. „Ich will lieber alle Unbe- 
quemlichkeiten erdulden und bei ihm sein,“ schrieb sie einst, „als alle 
Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen.“ Mit gleicher 
Innigkeit war auch ihr der Kurfürst ergeben. Alle seine Gedanken 
theilte er ihr mit und erbat sich in schwierigen Fällen nicht selten ihren 
Rath. Auch als Dichterin geistlicher Lieder hat Louise ein ruhmvolles 
Andenken hinterlassen. Das kostbare Kleinod des evangelischen Lieder- 
schatzes: „Jesus, meine Zuversicht,“ das so manchem Sterbenden zum 
Troste gereicht und manchem Verstorbenen das letzte Geleit gegeben hat, 
ist ein Erzeugniß ihres frommen gläubigen Gemüths. Zu früh für 
ihren Gemahl und für die Liebe ihres dankbaren Volkes starb Louise 
von Oranien schon am 18. Juni 1667, noch nicht vierzig Jahre alt. 
(So schied auch später (1810) eine zweite Louise, eine andere wahr- 
hafte Landesmutter, viel zu früh aus dem Leben.) Eine zweite Ge- 
mahlin des Kurfürsten, Dorothea von Holstein -Glücksburg, konnte ihm 
jenen herben Verlust nicht ersetzen, und er soll öfter in wehmüthigem 
Anschauen vor Louisen's Bilde gestanden und in Thränen ausgerufen 
haben: „O, Louise, wie sehr vermisse ich Dich und Deinen Rath!"“
	        
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