O schau' den süßen Schlummer
Der Kleinen auf der Bank!
In's Mutterherz der Kummer
So viel es kämpfte, sank:
„Wer wird sich doch der Armen,
Im fremden Land' erbarmen,
Und ihr Vertreter sein?
Wer wird das Herz erweichen?
Die harten Menschen reichen
Den Hungrigen für Brod den Stein.“
Der fromme Diichter lächelt:
„Sie stehn in Gottes Hutl!“
Des Glaubens Palme fächelt
Ihm Freudigkeit und Muth:
Und wo sich solche Blüthe
Entfaltet im Gemüthe,
Ist nimmer fern das Glück.
Er geht hinaus in Eile,
Und bringt nach kleiner Weile
Des Trostes goldnes Lied zurück:
„Befiehl du deine Wege,
Und was das Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Deß, der den Himmel lenkt.“
Da däucht es ihren Sinnen,
Als ob die Furcht von hinnen
Und alle Sorge flöh.
Denn kaum das Lied vernommen,
Ist über sie gekommen
Der Friede Gottes aus der Höh.
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Sie schwören still und schauen
Hinaus in Wald und Nacht,
Und über dunkeln Auen
Der Sterne goldene Pracht;
Sie schwören, ob die Wellen
Bis an die Seele schwellen,
Zu trauen für und für;
Und als der Schwur vollzogen
Und himmelan geflogen,
Da steht die Hülfe vor der Thür.
Denn draußen scharrt im Sande
Bereits des Rosses Fuß;
Es bringt aus Sachsen-Lande
Der Bote diesen Gruß:
„Dem Sänger Heil und Frieden!
Ich bin hierher beschieden
Durch Kurfürst Christian;
Er will den Dulder ehren,
Den, treu im Thun und Lehren,
Die Engel Gottes wandeln sah'n.“
„Er hat Dich auserkoren,
Zu weiden eine Heerd';
Und was Du dort verloren,
Sei dreifach Dir gewährt!
Wohlauf! es graut der Morgen,
Dahinten laß die Sorgen,
Und reiche mir die Hand!
Es winken uns die Gränzen,
Eh' wieder Sterne glänzen,
Umfängt dich Freund und Vaterland.“
Schmidt v. Lübeck.