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Obgleich Derfflinger wenig Schulkenntnisse besaß, so hatte er doch
durch unmittelbare Anschauung und Erfahrung, wozu ihm sein Leben
in ungewöhnlicher Fülle Gelegenheit geboten, Vieles gelernt, namentlich
war er in der Kriegskenntniß und Waffenkunde nicht unerfahren; selbst
Geschützwesen und Festungsbau waren ihm nicht fremd geblieben.
Seinen Namen urnterzeichnete er sehr zierlich und zwar nie Dörf-
ling, wie man ihn meistens genannt findet, sondern Derfflinger;
alles Uebrige sagte er seinen Schreibern in die Feder. Gelehrsamkeit
und Studium blieben ihm fremd, und sein Mangel an Schulunterricht
gab oft Veranlassung zu lustigen Irrungen.
96. Das Dorf Raptim.
Ein Rittmeister, den er ausgeschickt hatte, die Stellung des Fein-
des zu erforschen, sandte seinen Bericht ein. Vor dem Datum in dem
Briefe stand das Wort Raptim, das so viel als „in Eile“ heißt.
Derfflinger aber meinte, es wäre der Name des Orts, woraus das
Schreiben datirt sei und erkundigte sich eifrig nach der Lage desselben.
Niemand aber konnte sie ihm angeben. Da geräth er in Zoin und
ruft: „Ich habe den Rittmeister, nach Neudorf beordert, und der Teufel
hat ihn nach Raptim geführt.“ Endlich fand sich doch Einer, der dem
General die Bedeutung des Wortes sagen konnte. „Ach so!“ er-
wiederte Derfflinger darauf; „aber er hätte es in gutem Deutsch
schreiben sollen, dadurch wäre mir ein unnützes Suchen erspart worden.“
97. Dezfils.
Ein anderes Mal wurde ihm berichtet, die Truppen könnten nicht
so rasch an den Feind rücken, weil die Defilé“s (Hohlwege)h sie auf-
hielten. Die Aussprache dieses französischen Wortes, klang dem Feld-