6. Albrecht der Bär.
1157.
„So wahr ich bin ein Ballenstädt, das soll er schwer mir büßen,
Ja, ehe noch ein Mond vergeht, lieg' er zu meinen Füßen:
Ich will es diesem Wendenhund mit meinem Schwerte thuen kund,
Daß noch der Bär vorhanden, der selbst dem Leu gestanden!“
„Das, Ritter, mögt dem Schelme dort, dem Jaczo ihr verkünden;
Ja, halten werd'’ ich ihm mein Wort, der keck sich thät verbünden,
Um mir mit frech verweg'ner Hand zu rauben wieder jenes Land,
Was ich von seinem frommem Ohm Pribislav bekommen!“ —
So hörte man im edlen Zorn den Markgraf Albrecht sagen,
Und sah darauf mit scharfem Sporn hinweg den Ritter jagen
Nach Brandenburg, wo Jaczo's Schaar jüngst siegend eingezogen war,
Schnell sonder Furcht und Bangen als Herold zu gelangen.
Doch Jaczo gab mit kaltem Hohn die Antwort jenem Boten:
„Mir nur gebührt der Wilzen Thron, trotz Lebender und Todten:
Ruf er den todten Pribislav zu Hülfe, daß er ihm verschaff'
Die Krone von den Wenden, die jetzt in meinen Händen!“ —
Und Markgraf Albrecht zog heran zur Brandenburger Veste;
Ein wilder, heißer Kampf begann, und wie der Aar im Neste
Stritt Jaczo tapfer und voll Muth für wendisch Land und Hab' und Gut,
Bis er bedeckt von Wunden den Heldentod gefunden.
Da wich der Wenden Schaar zurück, verzweiflungsvoll noch streitend,
Und, ob entflohen auch ihr Glück, den Tod noch rings verbreitend;
Doch sah man nun zum Wall hinauf den Markgraf kühn im Siegeslauf
Den blut'gen Weg sich bahnen, umweht von seinen Fahnen.
Und dankend hob zum Himmel er sein Schwert und sprach die Worte:
„Hier, wo im Kampf ich eben schwer entging des Grabes Pforte,
Will ich dem höchsten Gott allein nun einen heil'gen Tempel weih'n,
Ein neues Reich hier gründen, des Volkes Glück zu finden.