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101. Preußen ein Königreich.
1701.
Dem großen Kurfürsten folgte dessen zweiter Sohn Friedrich III.
Er war ein edler, liebenswürdiger Mann und gehört zu den beliebte-
sten Fürsten, die je über Brandenburg regiert haben. Leider aber be-
saß er bei großer Gutmüthigkeit wenig Festigkeit des Charakters und
ließ sich zu leicht von Schmeichlern und Günstlingen bestimmen. Durch
viele nützliche Einrichtungen suchte er Ackerbau, Gewerbe und Handel
zu heben. Ebenso sehr war er bemüht, die höhere geistige Bildung
seines Volkes zu fördern. Er stiftete eine Akademie der Künste und
Wissenschaften zu Berlin, an deren Gedeihen seine hochgebildete Ge-
mahlin, Sophie Charlotte, den lebhaftesten Antheil nahm. Besonders
schenkte er den Hochschulen des Landes seine wärmste Theilnahme; er
errichtete auch 1694 eine neue Universität zu Halle, die sich bald durch
berühmte Lehrer, namentlich durch Christian Thomasius und den edlen
Hermann August Franke einen großen Ruf erwarb. Ausgezeichnete
Bildhauer, Maler und Baumeister rief er an seinen Hof und gab ihnen,
indem er prächtige Bauten ausführte, lohnende Arbeit. Bald nach dem
Antritte seiner Regiernng wurde der Lehrer seiner Jugend, Eberhard
von Dankelmann, sein vorzüglichster Rathgeber. Alle wichtige Staats-
und Hofangelegenheiten wurden ihm übertragen, und er war der eigent-
liche Regent. Das Wohl des Vaterlandes lag ihm sehr am Herzen,
und er hat viel für dasselbe gethan; aber durch sein strenges schroffes
Wesen verletzte er oft die feinen Hofleute. Das erweckte ihm viele
Feinde. Selbst der Kurfürst, dem er über den großen Aufwand des
Hoflebens rücksichtslos Vorwürfe machte, entzog ihm seine Gunst und
wandte sie einem Andern, dem Kolb von Wartenberg zu. Dieser voll-
endete Dankelmanns Sturz und wurde selbst der Erste am Hofe und
in der Verwaltung. Er bezog ein Gehalt von 100,000 Thalern jähr-
lich, außer zahlreichen Geschenken, wodurch er in kurzer Zeit Millionen
erwarb. Durch Eigennutz und Uebermuth machte er sich aber endlich
so allgemein verhaßt, daß ihn der Kurfürst entlassen mußte.