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104. Der 18. Januar 1701.
Zu Königsberg in Preußen dröhnt ernst der Glockenklang,
Tönt zum Kanonnendonner Ambrosius' Lobgesang —
Die Adlerfahnen rauschen, als ging's zur lauten Schlacht,
Dem alten Glanz der Zollern vermählt sich junge Pracht.
Zum Kurhut ist die Krone Herrn Friederich verlieh'n —
Wie prächtig ihn umwallen Purpur und Hermelin!
Des neuen Reiches Banner, ein Dohna schwingt's mit Kraft —
Um ihn vom schwarzen Adler die junge Ritterschaft.
Vom Altar nimmt die Krone der Hohengoller jetzt,
Er hat mit eig’nen Händen sie sich auf's Haupt gesetzt;
Kein Papst und auch kein Kaiser gab ihm das Königsamt,
Von Gott, dem Herrn, alleine die Preußenkrone stammt.
Die andern Könige alle rings auf der weiten Welt,
Sie sind vom Papst, vom Kaiser zu ihrem Amt bestellt,
Und nur der Hohenzoller, der trägt von Gott allein
Zu Lehn die Königswürde, die stolze Krone sein.
Gekrönet tritt der König nun aus dem Gotteshaus
Zu seinem treuen Volke mit festem Schritt hinaus,
Das grüßt mit ernstem Schweigen die neue Mojestät,
Die Ahnung einst'ger Größe durch all'’ die Herzen geht.
Dann als das Jubelrufen wie Donner schlägt ans Ohr,
Da blickt der erste König zum Himmel ernst empor
Und spricht: „Hier ist die Krone, mein Gott im Himmel Du,
Gieb diesem tapfern Volke die Kön'ge auch dazu!“
G. Hesekiel.
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